Speiseeis: Zielgruppen im Blick

Mittwoch, 02. März 2016
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Heiß auf Eis – ein Motto, das auch in der kommenden Saison aktuell ist. Vor allem, weil die Hersteller von Speiseeis mehr denn je auf die Wünsche ihrer Kunden eingehen und neue Wege einschlagen wollen.

Natürliche Eissorten und solche mit einem Mehrwert sind in diesem Jahr die Favoriten. Nahezu alle Hersteller von Speiseeis setzen auf den Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein und Nachhaltigkeit. Damit reagieren sie verstärkt auf das wachsende Kundenbedürfnis nach besonderem Eis. „Wir bieten unseren Kunden drei neue Multipackungen, von denen eine laktosefrei ist“, sagt Uwe J. Groninga, Vertriebsleiter bei Bruno Gelato. Protein-Eis oder auch 0-Kalorien-Eis, gesüßt mit Stevia, gehören zu den Rezepturen, mit denen die Hersteller auf den Gesundheitstrend einzahlen. „Mittelfristig erwarten wir Eisvarianten, welche die sogenannten Superfoods enthalten“, so Sven Perten, Geschäftsführer bei Purefood. Dazu zählen zum Beispiel Vanilleeis, das mit Chia-Samen angereichert ist oder Lemon-Eis mit Acai-Beere. Auch die steigende Nachfrage nach veganen Produkten wird bedient - etwa mit „Lycka Vegan Froyo“ im 550-Milliliter-Pack von Purefood. Das Unternehmen möchte 2016 außerdem mit „Frozen Popcorn“ in Bioqualität sowie mit laktose- und sojafreien Rezepturen Impulse setzen.

Premium und Genuss sind gefragt

Aber es gibt auch einen Gegentrend. Denn der Eis-Markt erweist sich laut Experten seit Jahren als wenig flexibel, weswegen innovative Vermarktungs- und Platzierungsstrategien schwierig einzuführen sind. Darum setzt General Mills mit seiner Premiummarke Häagen-Dazs auf altbewährte Konzepte mit neuer Sorte: Deren Kreation für 2016, „Honey Walnut & Cream“, richtet sich an den genussorientierten Verbraucher. Die Rezeptur enthält laut Hersteller hochwertige Zutaten aus nachhaltiger Produktion. Auch für Robert Aderbauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Nestlé Schöller, ist klar: „Ein wichtiger Trend ist der, wieder mehr auf Gelerntes und Bekanntes zurückzugreifen. Denn das bietet dem Verbraucher Sicherheit und eine gewisse Geborgenheit.“ Das neue Mövenpick-Konzept „Signature“ geht deshalb genau diesen Weg. Genuss verbunden mit neuer Frische. Das ist auch der Weg, den Unilever mit der Marke Langnese einschlägt. Das neue Sorbet „Cremissimo süße Mango“ kombiniert beides.

Demografie im Blick

Wichtig scheint, die sich wandelnde Demografie beim Genuss-Segment Speiseeis im Auge zu behalten. So schrumpft die Zielgruppe der Jugendlichen von zehn bis 20 Jahren. Um da produkttreue Kunden zu bilden, müssen die Hersteller von Speiseeis verstärkt auf Multi- beziehungsweise Einzelpackungen und auf Sorten mit einem gewissen „Spaßfaktor“ setzen. Denn dies ist laut den Experten ein wichtiger Schritt, um diese Zielgruppe nachhaltig an die Marke zu binden. Langnese geht diesen Weg und will mit ihrem neuen Snack-Pack zur Fußball-Europameisterschaft unter der Marke Cornetto ein junges Publikum erreichen. Mit dem Fußball-Event hat der Markenartikler auch gleich einen werbewirksamen USP gefunden. Leichter gestaltet sich der Abverkauf bei der Zielgruppe der über 20-Jährigen und bei Familien. Hier wird eher zu Vorratspackungen beziehungsweise zu Multipacks gegriffen. Spontankäufe aus der Truhe sind da weniger zu erwarten.   

Osten kauft anders als Westen

Ein weiterer Trend, den sowohl Hersteller als auch Vermarkter nicht außer Acht lassen dürfen: Der Osten kauft laut Experten anders als der Westen. Seit Jahren zeigt sich, dass Innovationen in den neuen Bundesländern beim Verbraucher kaum gefragt sind. In den alten Bundesländern hingegen beobachten Vermarkter seit etwa zwei Jahren eine klare Tendenz hin zu neuen Marken, Sorten und Größen im Abverkauf von Speiseeis. Dadurch und weil die eher neugierigen Konsumenten den Markt stärker fragmentieren, ergeben sich allerdings auch Chancen. Vor allem für neue Marktteilnehmer, die sich jetzt durch frische Ideen, außergewöhnliche Konzepte und eine starke Kundenorientierungen schneller etablieren können.

News

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Interview

Ernst Kammerinke, Geschäftsführer Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI)

Was erwartet der Verbraucher von Speiseeis?
Zunächst einen tollen Geschmack und vollen Genuss. Die Kalorienzahl spielt somit eher eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 2016 wird es aber auch mehr Angebote von laktosefreiem oder veganem Eis geben. Die Segmente von Frozen Yoghurt und Sorbets oder auch Bio-Eis werden ebenfalls zulegen. Eine generelle Abkehr vom Genusscharakter von Speiseeis ist damit aber nicht verbunden.

Wirkt sich der Trend zum „Außer-Haus-Konsum“ auf den Kauf von Speiseeis aus?
Im Gegenteil. Der Marktanteil des Speiseeises für den Verzehr zu Hause steigt kontinuierlich, im Jahr 2014 lag er bei 86 Prozent. Entsprechend sank der Marktanteil für den Außerhausverzehr auf 14 Prozent. Im Jahr 2015 wird es an dieser Entwicklung nur geringfügige Veränderungen gegeben haben.

Gibt es in der kommenden Saison besondere Vermarktungs- und Platzierungsstrategien?
In vielen Supermärkten gibt es neben den Truhen für die Haushalts- und Multipackungen noch spezielle Eistruhen für den spontanen Impulskauf. Die diesjährige Fußball-EM in Frankreich inspiriert die Markeneishersteller ebenfalls. Der Verbraucher kann sich auf Eissorten freuen, die in der produktmäßigen Darstellung und dem werbetechnischen Auftritt auf dieses sportliche Großereignis Bezug nehmen.

 

Tipps

Was in der Sommersaison bei der Platzierung am Point of Sale wichtig ist

  • Gerade für Spontankäufe ist eine Platzierung von Einzelpackungen in Kassennähe für Speiseeis enorm wichtig, weiß man bei Langnese.
  • Da Einzelpackungen oftmals durchmischt werden, sind laut BDSI ein gutes Ordnungssystem und Einzelfächer in den Truhen von großer Bedeutung.
  • Premiummarken sollten stets neben anderen Premiummarken platziert werden, niemals neben Handelsmarken, empfiehlt der BDSI.
  • Verbraucher greifen eher zu Produkten, die in einem geschlossenen, lückenlosen Regalbild mit einzelnen Markenblöcken zu finden sind, weiß man bei General Mills. Out-of-Stocks sind deshalb verschenkter Umsatz.

 

Info

Die Deutschen genießen lieber zu Hause: Im Jahr 1994 lag der Marktanteil des von industriellen Herstellern produzierten Speiseeises für den Verzehr zu Hause (Take Home) bei 82 Prozent. 2009 lag der Marktanteil bereits bei 84 Prozent. Im Jahr 2014 stieg der Anteil derer, die ihr Eis lieber zu Hause genießen auf 86 Prozent. Tendenz: steigend. Das heißt, dass der Außerhausverzehr (Out of Home) für die Hersteller und Vermarkter eine mehr und mehr untergeordnete Rolle spielt. Der Trend vor allem bei der Zielgruppe der unter 20-Jährigen des Außer-Haus-Konsums wirkt sich auf den Bereich des Speiseeises nicht aus.
Quelle: BDSI
 

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Das Stieleis Milka Crunchy Chocolate bietet R+R im 4x110-Milliliter-Pack an. Der Überzug des Vanille-Schoko-Eises ist gespickt mit Reis-Chips und gesalzenen Gebäckstückchen.

Die Range Lycka Vegan Froyo ist laut Hersteller Purefood eine vegane Alternative zu Frozen Yoghurt. Die Rezeptur basiert auf Soja aus Bio-Anbau.

Bruno Gelato bringt in dieser Saison den Multipack „Bruno Gelato Laktosefrei“ auf den Markt.

Mit Cornetto Mixmini will Unilever unter der Marke Langnese Impulse zur Fußball-EM in der Eistruhe setzen. Das Konzept soll insbesondere junge Verbraucher ansprechen.

Mit der Sorte Honey Walnut & Cream der Marke Häagen-Dazs will der Hersteller auf Natürlichkeit und Premiumqualität setzen.

Das neue Mövenpick-Konzept Signature setzt auf die gewohnte Qualität der Nestlé Schöller Premium-Marke, aber mit neuen Geschmacksrichtungen – zum Beispiel Schwarzwälder Kirsch im Multipack.

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