Foto: Fotolia (vege)
Vernetzten Smart-Home-Systemen sprechen Experten für die Zukunft ein hohes Umsatzpotenzial zu. Was die Verbraucher erwarten und wie Baumärkte von der neuen Technik profitieren.
Das intelligente Haus bereitet morgens schon den Kaffee zu oder schützt vor Einbrüchen, indem es die Anwesenheit von Personen durch Einschalten von Licht oder Musik simuliert. Was sich für viele Verbraucher noch wie Zukunftsmusik anhört, ist heute schon möglich. Ein Smart Home vernetzt Haustechnik, Unterhaltungs- und Haushaltsgeräte mit dem Ziel, die Wohn- und Lebensqualität, die Sicherheit sowie die Energieeffizienz für die Bewohner zu erhöhen. Aktuell nutzen erst wenige Haushalte die neue Technik. Verschiedene Studien gehen von einer Marktdurchdringung von drei Prozent (Pricewaterhouse Coopers), sieben Prozent (Infas) und rund 30 Prozent (Smart-Home-Monitor) aus. Doch in einem sind sich führende Experten und Marktforscher einig: Das Absatzpotenzial für die Zukunft ist immens. Die Unternehmensberater von Deloitte sowie der Digitalverband Bitkom gehen für das Jahr 2020 davon aus, dass die Zahl der Smart-Home-Haushalte die Millionengrenze in Deutschland überschreiten wird.
Alarmsysteme auf Platz 1
Das Interesse für eine zukünftige Anschaffung dieser Technik fokussiert sich laut einer Deloitte-Studie nicht auf einige wenige Lösungen, sondern verteilt sich gleichmäßig auf eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote. Ganz oben auf der Liste der Verbraucher stehen intelligente Alarmsysteme, gefolgt von Heizsystemen und Beleuchtungslösungen. Weniger Interesse besteht mittlerweile, aufgrund ihrer hohen Verbreitung, für Connected-TV-Geräte. Trotz vieler Vorteile des smarten Wohnens trauen sich viele Verbraucher noch nicht an die neue Technik heran. Zum einem aufgrund der hohen Kosten. Diese beziffern Experten derzeit auf rund 1.000 Euro pro Zimmer für eine Smart-Home-Komplettlösung. Zum anderen aufgrund der Datensicherheit. „Schutz und Sicherheit von Nutzungsdaten sind entscheidend für die Akzeptanz von Smart Home-Angeboten“, sagt Prof. Dr. Alwine Mohnen von der Technischen Universität München. Doch das sind nicht die einzigen Hemmnisse dafür, dass sich Smart-Home-Technik im Massenmarkt etabliert.
Hemniss Marktstrukturen
Derzeit fehlt es dem Smart-Home-Markt an Struktur. Der Vertrieb erfolgt meist online. Einheitliche Standards gibt es nicht. Aber gerade offene Systeme, die untereinander vernetzbar sind, gelten laut Experten als zukunftsfähig. Denn Verbraucher wünschen eine komfortable und einfache Anwendung der Technik. Ideal ist für ihn eine Steuerung über eine App via Smartphone. „Technologie und Bedürfnisse wandeln sich. Deshalb muss sich ein wirklich smartes Haus anpassen können, ohne dass ein komplizierter Mehraufwand nötig ist“, sagt Daniela Tenger, Smart-Home-Expertin beim Gottlieb Duttweiler Institut.
Beratungslücken schließen
Für Verbraucher- und Baumärkte bedeuten diese Fakten, dass sie sich positionieren und Komeptenz aufbauen sollten, wenn sie an der erwarteten Nachfrage des Massenmarktes teilhaben möchten. „Momentan übernimmt niemand die Funktion des Smart-Home-Beraters“, weiß Tenger. Einzelne Anbieter würden zwar ihre Produkte bewerben, aber es gibt keine umfassende und neutrale Beratung. Eine Rolle, die innovative Baumärkte in Zukunft besetzen könnten. Zudem sei es wichtig, den Verbrauchern in Showrooms die Produkte erlebbar zu machen und den Mehrwert der Produkte durch persönliche Beratung zu vermitteln. Technischen Support und Installationsservice gemeinsam mit spezialisierten Dienstleis-
tern anbieten, ist laut Deloitte ein weiteres Aufgabenfeld für den Handel.