EM-Special: Grillen

Die Fußball-Europameisterschaft steht vor der Tür. Wie der Handel den Event und die sommerliche Grillsaison erfolgreich für sich nutzen kann. Welche Produkte dabei besonders erfolgsversprechend sind.

Grillen und Fußball: Das liebste Hobby der Deutschen und der liebste Sport der Weltmeister-Nation. Eine unschlagbare Kombination – auch am Point of Sale. So sehen 19 Prozent aller Deutschen laut der aktuellen Wiesenhof-Grillstudie in Fußballübertragungen einen willkommenen Anlass zum Grillen. Während der kommenden Fußball-Europameisterschaft in Frankreich von 10. Juni bis zum 10. Juli kann der Lebensmittelhandel also sicherlich das ein oder andere Tor auf dem Weg zum EM-Titel für sich erzielen und Umsatzpotenziale heben. Die Experten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gehen von einem ähnlichen Potenzial für den Handel wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren aus. Positiv sollte sich zudem auswirken, dass es keinerlei Zeitverschiebungen bei den Spielen gibt. „Sollten Jogi’s Jungs wieder zumindest in das Halbfinale einziehen, rechne ich mit ähnlichen Zusatzumsätzen wie bei der WM 2014“, sagt Dr. Wolfgang Adlwarth, Insight Director Consumer Panels bei der GfK.

Umsätze zum Teil wetterabhängig

Das Wetter wird dabei maßgeblich zum Erfolg dieses Sportereignisses beitragen, wie Wetterexperten wissen. Im Grundsatz gilt: „Schönes Wetter und laue Sommerabende wirken sich grundsätzlich positiv auf den Abverkauf von Grillfleisch, Feinkostsalaten, Snacks und Getränken aus. Während Dauerregen, aber auch extreme Hitze das private Grillvergnügen eher schmälern.“, sagt Sebastian Glink, Business Unit Manager Retail und Meteorologe bei Meteo Group. Aus der Vergangenheit weiß der Wetterexperte, dass beispielsweise gewisse Wetterfaktoren bei Großereignissen wie einer WM oder EM einen verstärkten Effekt auf den Abverkauf von typischen Party- und Grillprodukten haben können. Die möglichen Umsatzbringer-Kategorien für den Lebensmittelhandel sind indessen schnell ausgemacht: Alkoholische und alkoholfreie Kaltgetränke, Knabberartikel, halbzeittaugliche Snacks und alles rund ums Grillen, wie die GfK mitteilt. „Ergänzend kann man sicher auch mit landestypischen französischen Produkten punkten und damit die gegebene Aufmerksamkeit für das Gastgeberland nutzen“, sagt Marktexperte Adlwarth von der GfK.

Absatzstarke Grillsaison erwartet

Für die kommende Fußball-Europameisterschaft erwarten die meisten Hersteller eine absatzstarke Grillsaison. Zwar ist die Sommersaison ohnehin schon für viele Hersteller die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Durch die EM steigt der Bedarf an Grillprodukten noch mehr, wovon man bei Feinkostspezialist Homann und dem Wursthersteller Wolf fest ausgeht. Das gilt auch für Warengruppen, die nicht direkt zum Grillen zählen, aber fest mit dem Themen Fußball und Grillgenuss verbunden sind wie etwa Bier oder alkoholfreie Getränke. „Die EM ist ein hochkommunikatives Event, das den Konsum von Bier deutlich beleben wird“, ist Dr. Franz-J. Weihrauch, Pressesprecher der Krombacher Brauerei überzeugt. Bei der erfolgreichen Planung von Verkaufsaktionen ist es deshalb wichtig, warengruppenübergreifend zu denken und die Aktion nach dem Spielplan auszurichten, wie Adlwarth rät. Das bietet nämlich einen echten Mehrwert für die Kunden. „Gerade der Verbraucher, der sein heimisches Grillen plant, ist für Angebotsimpulse immer offen“, weiß  Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Veltins. Das Spektrum reiche dabei von Saucen über Servier-Accessoires bis hin zum klassischen Grillzubehör. „Dieser Mix, den der Verbraucher als wirklichen Service wahrnimmt, hinterlässt einen nachhaltig sympathischen Eindruck – die Getränkeplatzierung erfährt damit eine weitere Aufwertung“, sagt Dr. Volker Kuhl weiter. 

Mehr Regionales auf dem Grill

Grillen ist nach wie vor – genau wie Fußball – eine Männerdomäne. Das zeigen verschiedene Studien. Hauptzielgruppe und damit die größten Grillliebhaber sind laut der Marktforscher von Mintel Verbraucher zwischen 35 und 54 Jahren. Typische Grillklassiker landen immer noch am häufigsten auf dem Rost. Steak und Schnitzel zählen laut Wiesenhof-Grillstudie zu den beliebtesten Fleischprodukten für den Grill; gefolgt von Bratwurst und Spießen. Zusätzliche Impulse können am Point of Sale zudem mit regionalen Fleischspezialitäten für den Grill gesetzt werden, wie zum Beispiel mit Harzer Grillwurst oder rheinischer Bratwurst. Das trifft den Nerv der Verbraucher und zeigt Sortimentskompetenz. Weiterhin sorgen Premiumfleischspezialitäten ausgewählter Rinderrassen für Differenzierung am POS. Für herausragende Qualität beim Grillgenuss sind viele Verbraucher nämlich bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Auch conveniente Produkte, wie fertig mariniertes Fleisch, bieten vielen Verbrauchern einen echten Service. Außerdem wichtig: Baguette, Brot, Saucen und Dips sowie gemischte Salate fehlen laut Grillstudie auf fast keinem Grillevent.  Und: Grillen verbindet. Durchschnittlich grillen die Deutschen gemeinsam mit vier bis fünf Personen, wie im Rahmen der Grillstudie ermittelt wurde.

Mit Veggie punkten

Doch Fleisch ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. „Wir beobachten seit einigen Jahren mit stark zunehmender Tendenz in der letzten Saison ganz klar eine Erweiterung des klassischen Grillguts und der Beilagen. Dabei spielt das Thema vegetarisch und vegan eine ganz wichtige Rolle. Grillkäse und vegetarische Tofu-Bratlinge werden auf den Grill gelegt und dazu Antipasti gereicht“, sagt Martin Schmidlin, Leiter Marketing-Kommunikation bei Feinkost Dittmann. Auch bei Hochland geht man fest davon aus, dass sich die Trends zu mehr Abwechslung und Grillen ohne Fleisch weiter fortsetzen werden. Getrieben wird diese Entwicklung zu mehr Abwechslung auf dem Grill vor allem vom allgemeinen Gesundheitstrend, wie die Marktforscher von Mintel feststellen. Fleischersatz, Grillkäse, convenientes Ready-to-grill-Gemüse in Aluminiumschalen oder BBQ-Kartoffeln werden den anspruchsvollen Bedürfnissen der Verbraucher nach gesundem Essen auch vom Grill gerecht. Mit der zunehmenden Geschmacksdifferenzierung und Spezialisierung auf die Grillkunst richtet sich der Blick zunehmend auf die BBQ-Tradition in den USA. Das Know-how bei der Zubereitung und die geschmacklichen Ausprägungen werden auch in Deutschland immer beliebter. So werden schließlich Grillprodukte im Amercian Style, wie Pulled Pork, oder auch American Flavours in Saucen und Gewürzen nach Angabe von Mintel häufiger nachgefragt. Ein breites ergänzendes Angebot über die Standards hinaus setzt zusätzliche Impulse.