Brot: Neue Rezepturen

Mittwoch, 06. April 2016
Foto: Fotolia (Africa Studio)

Die Superfoods erobern mehr und mehr die Regale im Handel. Auch die Brot- und Backwarenhersteller setzen auf Chia & Co. – und ihren gesundheitlichen Benefit. Zahlen und Fakten.

Brot hat in Deutschland für die Verbraucher einen besonderen Stellenwert. In 99 Prozent aller Haushalte kommt es regelmäßig auf den Tisch. Dabei stellen die Verbraucher an das Grundnahrungsmittel höchste Ansprüche. „Am wichtigsten ist, dass das Produkt gut schmeckt. Danach ist der gesundheitliche Benefit das Kriterium für die Kaufentscheidung“, weiß Karina Alikhan, Marketingleiterin bei Harry-Brot. Besonders Vollkornprodukte haben in den vergangenen Jahren von dieser Entwicklung profitiert und sind zu einer festen Größe im Brotkorb der Deutschen geworden. Im Mittelpunkt des Interesses stehen aber nicht allein nur Sonnenblumenkerne, Leinsamen und Co. Superfoods zu denen Chia, Amaranth und Quinoa zählen, sind dabei, das Brotregal zu erobern. „Verbraucher möchten immer wieder mit neuen Qualitäten und Geschmackerlebnissen überrascht werden. Innovationen sind der Motor unseres Geschäfts“, erklärt Karina Alikhan die Vorliebe der Verbraucher für Neues.

Superfoods auf Wachstumskurs

Vor allem Chia-Samen erleben einen Hype. „Ihre positive Entwicklung hält seit zwei Jahren an und erlebte im vergangenen Jahr den endgültigen Durchbruch“, berichtet Katharina Feuerstein, Superfood-Expertin bei Information Resources (IRI). So hat das Marktberatungsunternehmen fünfstellige Wachstumsraten ermittelt. Lag der Umsatz 2013 noch bei 520 Euro (LEH inkl. Aldi, Lidl und Norma plus Drogeriemärkte), schoss er 2015 auf fast elf Millionen Euro hoch. Im Absatz konnten die kleinen Körner in den zwei Jahren von zwanzig Kilogramm auf knapp 664 Tonnen zulegen. Auch Amaranth und Quinoa haben ihre Zahlen vervielfacht, gemächlicher zwar, dafür auf höherem Ausgangsniveau. Prof. Dr. Ulrike Detmers, Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafterin in der Mestemacher-Gruppe, weiß, warum: „Fremdländische Kulturen ziehen die deutschen Konsumenten an. Es geht uns mehrheitlich gut, was die Erlebnisorientierung fördert.“ Noch ein Pluspunkt: Die Saaten haben nicht nur eine interessante Geschichte zu erzählen, sondern überzeugen auch hinsichtlich ihres Gesundheitswertes. „Amaranth etwa ist ernährungsphysiologisch wertvoll. Das Korn enthält die Hauptnährstoffe genau in dem Verhältnis, das die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt“, sagt Prof. Dr. Ulrike Detmers und hebt den Gehalt an Eiweiß, Eisen, Magnesium und Ballaststoffen hervor. Außerdem sind alle drei Arten glutenfrei und daher für Menschen interessant, die auf das Klebereiweiß verzichten müssen – oder wollen.

Gesundheitstrend weiter auf Kurs

Unisono einig sind sich alle Markenhersteller, dass dieser Trend anhalten wird. „Wir sehen hier Potenzial“, sagt Katharina Frerichs, Direktorin Marketing bei Lieken. Allerdings sollten Händler ihren Kunden Orientierung am Regal mitgeben. „Der Kauf von SB-Brot ist überwiegend geplant und läuft routiniert ab. Die Entscheidung für ein konkretes Produkt fällt allerdings meist am Regal“, führt Katharina Frerichs aus.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Interview

Prof. Dr. Martin Fassnacht, Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Marketing und Handel WHU - Otto Beisheim School of Management

Warum ist "Gesundheit" ein beliebter Mehrwert bei Brot & Backwaren?
Viele Verbraucher in Deutschland möchten sich gesund beziehungsweise gesünder ernähren. Brot ist ein Grundnahrungsmittel, das hierzulande einen sehr großen Stellenwert besitzt. Das zeigt sich alleine in der Sortenvielfalt. Außerdem ist es direkt verzehrfertig. Da liegt es auf der Hand, „Gesundheit“ zu einem wertgebenden Produktmerkmal zu machen.

Warum erhält Brot sein gesundes Image ausgerechnet über Samen und Körner und nicht etwa - wie in anderen Warengruppen – über Vitamine und Mineralstoffe?
Samen und Körner haben zwei Vorteile. Sie sind sichtbar, der Verbraucher hat sie also direkt vor Augen und kann sich von ihrer Anwesenheit überzeugen. Zudem sind sie als Zutaten vom Verbraucher gelernt. Lediglich die Verwendung von Chia, Amaranth und Co. ist neu. Hier wird der Superfoods-Trend aufgegriffen. Interessant ist neben ihren Inhaltsstoffen auch ihr exotischer Touch. Das verkauft sich gut.

Wie kann der Handel von diesem Trend profitieren?
Viele Verbraucher finden diese neuen Brotsorten interessant und zeigen möglicherweise sogar eine höhere Preisbereitschaft als bei normalem Brot. Der Handel kann damit seine Sortimentskompetenz ausspielen. Dies gilt jedoch nur, wenn er sich ein passendes Image aufgebaut hat und solche Brote zu ihm passen. Vielleicht lohnt es sich für den Handel sogar, diese unter einer Eigenmarke zu verkaufen.

Gibt es Herausforderungen zu meistern? Wenn ja, welche?
Ich halte Brote mit Gesundheitsnutzen nicht für einen Megatrend. Sie erreichen nicht die breite Masse, sondern nur die Zielgruppe, die sich gesund ernähren möchte – wie etwa die  Lohas. Außerdem ist es eine Preisfrage. Nicht jeder kann oder will sich solche Spezialbrote leisten. Dennoch bieten sie als Nischenprodukt großes Potenzial.

Ein Blick in die Zukunft: Was kann das Brot der Zukunft?
Die Wünsche der Verbraucher werden immer heterogener. Daher macht es Sinn, diese differenzierten Wünsche auch zu bedienen. Man denke alleine an eiweißreiches Brot. Insofern wird auch Brot immer stärker an die Bedürfnisse der Verbraucher angepasst sein.

 

Tipps

  • Brot- und Backwaren ist eine der Profilierungskategorien des Handels, weshalb Lieken die Platzierung früh im Kundenlauf empfiehlt. Für die Orientierung innerhalb des Regals sollten Markenblöcke mit der weiteren Unterteilung nach Kernsegmenten gebildet werden. In den Fokus gehören die stärksten Segmente mit Schnittbrot, Toastbrot (inkl. Sandwich) und Aufbackwaren. Die rotations- und ertragsstärksten Produkte sollten auf den oberen Regalböden platziert werden. Eine prominente Platzierung der Ankermarken sorgt zusätzlich für Orientierung.
  • Der Duft von frisch Gebackenem aus der Prebake-Station ist ein Kundenmagnet, von dem auch das SB-Regal profitiert. Harry-Brot empfiehlt daher die räumliche Nähe zwischen beiden Elementen, denn das Vorhandensein einer Prebake-Station ist laut dem Hersteller für 41 Prozent der Verbraucher der Grund für die Einkaufsstättenwahl. Harry-Brot zufolge kauft der Verbraucher nämlich nicht entweder/oder, sondern nach seinen persönlichen Belangen sowohl/als aus beiden Frischeangeboten.
  • Für Zusatzkäufe empfiehlt Mestemacher eine erlebnisorientierte Verbindung von Brot und Brotbelägen – in Kombination mit einer ordentlichen und sorgfältigen Warenplatzierung. Mögliche Verzehranlässe sind Frühstück, Snacks für Zwischendurch sowie saisonale Anlässe wie der Schulstart, Grillen oder die Reisezeit. Auch angrenzende Warengruppen wie süße Brotaufstriche, Kaffee, Tee, Fruchtsäfte oder Obst und Gemüse eignen sich für den Verbund.

Mehr zum Artikel

WHG

Filinchen „Chia & Sesam“ hat laut Hersteller einen hohen Ballaststoffanteil und ist eine Proteinquelle. Außerdem soll es durch den Chia Samen wichtige Omega-3-Fettsäuren enthalten.

Die Panini Rolls eignen sich zum Aufbacken oder Toasten. In einer Packung sind drei Rolls zu je 75 Gramm. Das Produkt ist gluten-, weizen-, und laktosefrei.

Der Ölz Chia Toast ist ein Mehrkorntoast, der mit Chia-Samen angereichert  und frei von Konservierungsstoffen ist.

Das Bio Amaranth+Quinoa-Brot von Mestemacher schmeckt laut Hersteller fein nussig und ist reich an Ballaststoffen für die Stärkung des Wohlbefindens.

Quinoa Hafer ist der Neuzugang in der Fit & Vital-Range von Lieken Urkorn.

Die Fit & Vital-Brote gibt es in zwei Sorten: das Weizenmischbrot „Weizen“ und „Vitamin“ als Weizenmischbrot mit 25 Prozent Karottenstreifen und acht Prozent Sonnenblumenkernen.

Harry-Brot hat die Balance-Rezeptur seiner Toast- und Sandwich-Produkte im März geändert.

Die Variante Wasa Sesam Gourmet ist reich bestreut mit weißem und schwarzem Sesam sowie Weizenflocken.  Zudem sorgt der hohe Anteil an Roggenvollkornmehl (82 Prozent) laut Hersteller für einen herz

Downloads

AnhangGröße
Mafo_Backwaren_Nielsen.pdf(59.92 KB)