Bio: Die Zukunft gestalten

Montag, 07. Dezember 2015
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Zweistellige Zuwachsraten in umsatzstarken Warengruppen: Der Bio-Markt hat zuletzt noch einmal deutlich an Dynamik gewonnen. Jetzt bereitet sich die Branche auf "Bio von morgen" vor.

Der Biofachhandel verbuchte 2014 im deutschen Lebensmittelhandel die höchsten - nämlich durchweg zweistelligen - prozentualen Steigerungsraten, wie die Zahlen von Nielsen ausweisen. Aber auch praktisch alle Vertriebsformen des Lebensmittelhandels und die Drogeriemärkte konnten ihre Bio-Umsätze erheblich steigern. Das aktuelle Nielsen-Panel weist für den gesamten LEH (Oktober 2014 bis September 2015) ein Umsatzplus mit Bio-Produkten von 13,2 Prozent aus, wobei die großen Verbrauchermärkte und die Drogeriemärkte mit plus 20,6 beziehungsweise 18,3 Prozent die größte Dynamik zeigten.

Wachstumstreiber im Bio-Sortiment

Bei den von Nielsen erfassten Bio-Sortimenten der Markenhersteller waren Babynahrung, Fertiggerichte, Fette und Öle, Brotaufstrich und Feinkost die größten Wachstumstreiber. Aber auch der Konsum von Bio-Obst und -Gemüse ist 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Die Verbraucher griffen vor allem bei Bio-Obst deutlich häufiger zu, so eine Analyse der Agrarmarkt Informationsgesellschaft AMI auf Basis des GfK-Haushaltspanels. Die Einkaufsmenge stieg um 17,1 Prozent an. Beim Bio-Gemüse fiel der Anstieg um 5,1 Prozent allerdings nicht so stark aus wie beim Bio-Obst.

Bio-Markt in der Schweiz und Österreich

Von bemerkenswerter Dynamik geprägt ist auch der Schweizer Bio-Markt, der 2014 um 7,5 Prozent auf 2,2 Milliarden Schweizer Franken (1,8 Mrd. Euro) anstieg, wie die Messe Nürnberg im Vorfeld der Biofach berichtet. Mit einem Pro-Kopf-Bio-Konsum von 269 Franken (223 Euro) liegen die Schweizer europaweit weit vorne. In den Bergregionen wird bereits jeder fünfte Hektar ökologisch bewirtschaftet.

Als „Weltmeister in Sachen Bio-Landwirtschaft“ bezeichnet sich Österreich. Rund zwanzig Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs werden biologisch bewirtschaftet. Rund acht Prozent aller Frischeprodukte (exkl. Brot und Gebäck) kaufen die österreichischen Konsumenten in Bio-Qualität. Den höchsten Anteil verzeichnen Eier und Milch, gefolgt von Gemüse und Kartoffeln. Ebenfalls über dem Durchschnitt liegt der Anteil der Bio-Ware bei Joghurts, Butter und Obst. Auch auf bereits hohem Niveau wächst der Bio-Markt in Österreich weiter. Im ersten Halbjahr 2015 steigerte der Lebensmittelhandel seinen Bio-Umsatz um 6,5 Prozent auf über 220 Millionen Euro, so die Statistik von Agrarmarkt Austria Marketing (AMA).

Verbraucher wünschen nachhaltige Lebensmittel

Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die Wachstumsdynamik in den Bio-Märkten anhält. Getrieben vom Wunsch nach besseren und nachhaltigeren Lebensmitteln in hoher und naturbelassener Qualität setzen sich Verbraucher intensiver mit ihren Lebensmitteln auseinander. "Dieses steigende Bewusstsein für ökologischen Anbau, Qualität und Nachhaltigkeit spiegelt sich im wachsenden Bio-Markt wider", heißt es bei Rabenhorst. Nicht nur Bio-Qualität im "klassischen" Sinn spielt bei der bewussten Produktauswahl eine Rolle, sondern auch weitere Aspekte entlang der gesamten Erzeugungskette - bis hin zu den oft entfernten Ursprungsländern. "Für den Verbraucher spielt es zunehmend eine Rolle, ob ein Produkt auch nachhaltig angebaut und produziert wurde. Daher setzen wir schon seit jeher auf eine Ressourcen-schonende und nachhaltige Produktion mit, wo immer möglich, Rohstoffen in Bio-Qualität", sagt eine Sprecherin von Haus Rabenhorst. Auch Prof. Dr. Ulrike Detmers, Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafterin in der Mestemacher-Gruppe, unterstreicht, dass eine nachhaltige Produktionsweise und die Einhaltung sozialer Standards in den Erzeugerländern heute im Bewusstsein der Verbraucher untrennbar unter dem Etikett "Bio" verankert sind. Dass im Zuge von bewussten Konsumentscheidungen das Informationsbedürfnis in Bezug auf Inhaltsstoffe, Herstellung und Verpackung weiter ansteigt, betont auch Ecover als Anbieter von Bio-WPR-Artikeln.

Produkttrends im Bio-Segment

Bei den Produkttrends spielen aber auch ganz praktische Aspekte eine Rolle: zum Beispiel die Kaufvorliebe für kleinere Verpackungseinheiten. Außerdem werden die Verzehrsituationen immer individueller. Diese Gründe hat die Teutoburger Ölmühle zum Anlass genommen, das Neuprodukt „Mein Müsli-Öl“ zum puren Löffeln und Verfeinern in einem praktischen Set aus zwei kleinen 100-ml-Flaschen zu entwickeln. Das Kleinformat zielt auf den wachsenden To-go-Markt ab und bedient zugleich mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren den Wunsch nach einer gesunden Ernährung.

Ulrike Detmers beobachtet darüber hinaus eine wachsende Kaufbereitschaft für Bio-Produkte, "die einen fremdartigen Zauber ausstrahlen" und Verzehrvorteile bieten. Beispiele seien Chia-Samen als wichtiger Lieferant von Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien. Detmers: "Ich denke hier auch an die aus den Hochlandregionen Perus, Boliviens, Ecuadors und dem Nordwesten Argentiniens stammenden Körnerfrüchte Amaranth, die wegen der Glutenfreiheit auch für die Herstellung von Diätprodukten geeignet sind, sowie die aus den Ländern der Westküste Südamerikas (von Mexico bis Chile) stammenden eiweißreichen Samen Quinoa und an den ursprünglich in Mexiko vorkommenden Chia-Samen."

Rila Feinkost-Importe, mit der Marke Rinatura BIO seit über 30 Jahren Bio-Lieferant für den LEH, setzt seit einiger Zeit auf vegane Produkte. Die Marke bietet aktuell rund 170 Artikel, von denen derzeit 104 vegan sind. Nachdem RILA die Chia-Samen als "Superfood"-Produkte bereits zur Anuga vorgestellt hat, wird es im Frühjahr 2016 auch Maiswaffeln mit Chia-Samen geben. Ein weiterer Ansatz ist der Ausbau kulinarischer Ethno-Produkte im Bio-Bereich. Geplant sind weitere Länderfeinkost-Produkte wie Mie-Nudeln, Kichererbsenmehl und Hummus.

Der Getränkehersteller Bionade beobachtet, dass die Verbraucher derzeit vor allem weniger süße Erfrischungsgetränke nachfragen. "Wir einerseits die Suche nach Neuem, andererseits aber die Renaissance von Klassikern wie beispielsweise Zitrusfrüchte oder Kräuter", sagt eine Unternehmenssprecherin. "Diese Trends werden den Bio-Markt 2016 weiterhin prägen." Das Bionade-Verfahren setzt auf rein natürliche Zutaten in 100 Prozent Bio-Qualität ohne Zugabe von Farbstoffen oder Konservierungsmitteln, dabei bis zu 30 Prozent weniger süß als herkömmliche Limonaden. Bionade ist mit dem Bio-Siegel zertifiziert, vegan und laktosefrei.

Der WPR-Hersteller Ecover forciert produktseitig den Trend zu möglichst effizienten Lösungen, die bei hoher Leistung natürliche Ressourcen schonen. Bei Spül- und Waschmitteln sind laut Ecover "immer häufiger Rückstände ein Thema, die nach dem Spülen am Geschirr oder nach dem Waschen in der Kleidung verbleiben". Mit der Produktfamilie Zero hat das Unternehmen eine Alternative geschaffen, die völlig ohne Farb- und Duftstoffe auskommt und von DAAB und ECARF empfohlen und zertifiziert wurde.

Biofach vom 10. bis 13. Februar 2016

Wer sich über die weltweiten Trends und Neuheiten der Bio-Branche informieren will, kommt an der Messe Biofach und der parallel stattfindenden Fachmesse für Naturkosmetik Vivaness in Nürnberg (10. - 13. Februar 2016) nicht vorbei. Auf der letzten Messe waren 2.344 Aussteller aus 74 Ländern vertreten. Neben dem weltweiten Angebot an Bio-Produkten aller Sortimentsbereiche werden auf der kommenden Biofach Olivenöl, Vegan und Wein in speziellen Ausstellungsbereichen Schwerpunkte bilden. Mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums präsentieren sich zudem über 40 Newcomer und Start-ups mit inspirierenden Konzepten und Produkten am Gemeinschaftsstand für junge innovative Unternehmen.

Die jüngste Biofach-Erlebniswelt dreht sich um Vegan. Zum dritten Mal rücken 2016 bio-vegane Produkte in den Fokus der Weltleitmesse. Wie in den Erlebniswelten Olivenöl und Wein findet der Fachbesucher dort mehr als eine Produktausstellung. Auf der Fläche wird gekocht, probiert und fachlich diskutiert. Im Zentrum des Kongresses steht 2016 unter der Überschrift Organic 3.0 das "Handeln für mehr Bio". Der internationale Schirmherr der Biofach, IFOAM - Organics International, sowie der nationale ideelle Träger, BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft) rücken gemeinsam mit der Messe das zukunftsweisende Thema in den Fokus des Kongresses. Die Branchenziele sind mehr Ökolandbau und hochwertige Bio-Produkte weltweit. Ein anderes Schlagwort mit konkreten Zielen lautet "Bio von morgen". "Damit beschreiben wir, wie die Branche die Zukunft gestalten will, und welche Voraussetzungen hierfür erfüllt sein müssen", sagt Danila Brunner, Leiterin Biofach bei der Messe Nürnberg (siehe Interview).

News

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Interview

Danila Brunner, Leiterin Biofach bei der Messe Nürnberg, über Bio im LEH und die Rolle von "Organic 3.0".

Was macht die Biofach für Vertreter des LEH attraktiv?
Kunden wollen heute ein interessantes, inspirierendes Bio-Angebot beim täglichen Einkauf im Lebensmittelhandel vorfinden. Genau das finden Einkäufer auf der kommenden Biofach, Eine vergleichbare Bandbreite an Produkten und Inspirationsquellen für die bestmögliche Bio-Sortimentsgestaltung findet sich nur hier.

In welchen Segmenten erwarten Sie besonders interessante Messe-Neuheiten?
Die Innovationskraft der Bio-Branche wird überall auf der Messe deutlich. Besonders natürlich am Neuheitenstand mit seinen über 500 Produkten und Produktreihen. Neuheiten findet der LEH aber auch in den Erlebniswelten Olivenöl, Vegan und Wein. Mit diesen Sortimenten und entsprechender Beratungskompetenz kann sich der Händler vom Wettbewerb absetzen. In diesen Themen liegt viel Positionierungspotenzial.

Was verstehen Sie unter Organic 3.0 beziehungsweise dem Stichwort "Bio von morgen"?
Nach Organic 1.0, den Anfangszeiten des ökologischen Landbaus, und Organic 2.0 mit der Weiterentwicklung und Professionalisierung der Branche - dazu gehört zum Beispiel die Etablierung von Zertifizierungsrichtlinien - beschreibt Organic 3.0 die Zukunft der Bio-Branche. Zur Biofach 2016 legt die Branche ihr Augenmerk auf "Handeln für mehr Bio". Mit "Bio von morgen" beschreiben wir, wie die Branche die Zukunft - von den Produktionsweisen über den Handel bis hin zum Konsumenten - gestalten will, und welche Voraussetzungen hierfür erfüllt sein müssen.

 

Info

Der Bio-Markt wächst seit Jahren stärker als der konventionelle Lebensmittelmarkt. Immer mehr konventionelle Lebensmittelverarbeiter steigen in die Bio-Verarbeitung ein. Aber häufig sei es nicht einfach, alle Rohstoffe in Bio-Qualität zu bekommen, berichten die Experten der Agrarmarkt Informationsgesellschaft AMI. Knapp - und entsprechend teuer - ist vor allem das heimische Angebot an Bio-Rohmilch und Öko-Schweinen. Aber auch die Ernte fiel in diesem Jahr deutlich kleiner aus. In Deutschland wurden rund 647.000 Tonnen Bio-Getreide (ohne Körnermais) und 52.000 Tonnen Körnerleguminosen (Ackerbohnen, Futtererbsen) eingefahren. Das waren fünf Prozent weniger Getreide und 24 Prozent weniger Leguminosen als 2014, so die AMI-Getreideernteerhebung. Bei den Bio-Speisekartoffeln stößt ebenfalls ein knappes Angebot auf eine steigende private Nachfrage mit der Folge deutlicher Preiserhöhungen. In Deutschland bewirtschafteten 2014 insgesamt 23.398 Öko-Betriebe eine Fläche von 1,048 Millionen Hektar. Das waren 8,3 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe. Die meisten Bio-Höfe befinden sich jeweils mit knapp 7.000 in Baden-Württemberg und Bayern. Auch der globale Markt entwickelt sich positiv. 1999 betrug das Marktvolumen 15 Milliarden US-Dollar. 2013 waren es bereits 72 Milliarden, und 2015 nähert sich der Welt-Bio-Markt der 80-Milliarden-Dollar-Schwelle, wie aus einer Analyse der Londoner Agentur Organic Monitor hervorgeht.acksverstärkern, Hefeextrakt und Gluten.

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