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Lieferando.de erweitert sein Lieferangebot um Lebensmittel aus Supermärkten. Das Unternehmen will seinen mehr als zwölf Millionen Nutzern ermöglichen, Lebensmittel und ausgewählte Supermarktartikel zu bestellen. Das Markant Magazin hat mit Katharina Hauke, Geschäftsführerin von Lieferando in Deutschland und Österreich, über den neuen Service des Essenslieferanten gesprochen.
Sie erweitern Ihr Lieferangebot mit Lebensmitteln. Was sind die Gründe hierfür? Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Katharina Hauke: Lieferando.de ist Deutschlands führender Online-Marktplatz für Essensbestellungen, und Lebensmittel sind eine sinnvolle Ergänzung zu den Menüs unserer Restaurantpartner, nicht nur aus Sicht unserer Konsumenten. Wir können Lebensmittelhändlern investitionsfrei zusätzliche Kunden und Umsätze vermitteln, ihnen helfen die Bedürfnisse der Online-Zielgruppe noch besser zu verstehen. Und wir sind optimal aufgestellt für diese Erweiterung, vermitteln bereits heute monatlich mehr als 15 Millionen Bestellungen an unsere Partner, liefern mittels unseres Logistikservice in 50 Städten auch für sie aus, mit rund 10 000 Fahrern. Insofern können wir unsere Markenbekanntheit als Bestellplattform, unsere Markterfahrung und unsere bestehende Logistik auch für Partner aus dem Lebensmittelhandel einsetzen. Gemeinsam lässt sich die wachsende Nachfrage effizient bedienen.
Mit welchen Unternehmen werden Sie zusammenarbeiten?
Katharina Hauke: In Ländern wie Kanada, den Niederlanden, UK und Irland gehören Lebensmittel- und Convenience-Händler bereits länger zu den Partnern unserer Muttergesellschaft Just Eat Takeaway.com. In Kanada liefern wir hunderttausende Bestellungen pro Monat aus, beispielsweise für SevenEleven. Auch in Deutschland haben wir erste Handelspartner aus diesen Segmenten auf unserem Marktplatz. Beispielsweise Spar Express oder Shell, für die wir auch ausliefern. Die bisherigen Tests waren erfolgreich, und in Anbetracht der Nachfrage sprechen wir mit verschiedenen Unternehmen: sowohl bundesweiten Handelsketten als auch regionalen Anbietern unterschiedlicher Art.
Sind Sie auch international tätig?
Katharina Hauke: Als grösster Anbieter in Zentraleuropa ist Just Eat Takeaway.com international präsent. Unsere IT-Plattform liefert valide Daten für die einzelnen Märkte. Wesentliche Funktionen können wir länderübergreifend nutzen, Initiativen und Marketing-Kampagnen auch international mit lokalisierten Inhalten ausspielen. So können wir Partnerschaften vergleichsweise einfach in weiteren Ländern ausrollen.
Wer übernimmt die Logistik und wer trägt die Kosten?
Katharina Hauke: Das kommt auf den jeweiligen Partner an. Grundsätzlich kann wahlweise die Lieferando-Flotte oder unser Partner mit seinen eigenen Fahrern ausliefern. Bis Ende des Jahres 2021 werden wir unseren Logistikservice auf rund 80 deutsche Städte ausgebaut haben. Doch schon heute können wir in den meisten Grossstädten liefern.
Wie handhaben Sie die Provision?
Katharina Hauke: Die Provision unterscheidet sich je nach Modell. Vor allem verschaffen wir den Partnern Sichtbarkeit und die Nachfrage, erleichtern die Bestell- und Zahlungsvorgänge sowie interne Prozesse des Online-Geschäfts. Händlern, die selbst ausliefern, können wir unsere Marktplatzservices bereits heute in mehr als 2000 deutschen Städten anbieten.
Wie funktioniert das Prozedere? Welche digitalen Lösungen verwenden Sie?
Katharina Hauke: Nachdem der Konsument bestellt und bezahlt hat, vermittelt Lieferando.de die Bestellung in Echtzeit an den Partner. Zum Beispiel auf dessen Computer, Tablet oder Smartphone in der nächstgelegenen Filiale. Dort nutzen viele Partner unseren «T-Connect»-Terminal, der automatisch eine Quittung mit den bestellten Produkten ausdruckt, um diese direkt zusammenzustellen. Das System lässt sich auch an gängige Kassen- und Warenwirtschaftssysteme anbinden, und es übermittelt den Bestellstatus an unsere Logistik sowie den Besteller. Neben der automatisierten Abholung und Auslieferung bieten wir darüber hinaus einen digitalen Endkundenservice und auf Wunsch ein professionelles Online-Marketing für das Bestellangebot der jeweiligen Filiale. Weitere, zukunftsorientierte Lösungen haben wir international bereits schon im Test.
Viele Online-Händler sind am aufwändigen und auch preissensiblen Lebensmittelgeschäft gescheitert. Was machen Sie anders als die anderen Unternehmen?
Katharina Hauke: Wir sind seit zwölf Jahren in Deutschland als Essensbestellplattform etabliert, müssen unsere Marke bei einer Bekanntheit von über 90 Prozent nicht erst aufbauen. Hinzu kommen die Synergien mit unserer bestehenden Logistik. Standorte,
Personal mit den nötigen Betriebsstrukturen, IT-Tools und eine Operational Excellence – all das haben wir bereits und können es für weitere
Lebensmittelhändler schnell in weitere Städte skalieren. Und wir kennen die Konsumenten und ihr Bestellverhalten. Wir sehen, wie sie Lebensmittel zu anderen Zeiten als verzehrfertiges Restaurant-Essen bestellen. Das ist
optimal für eine effiziente Logistik.
Wer legt die Lieferkosten für den Endverbraucher fest – die Unternehmen, mit denen Sie kooperieren oder Sie selbst?
Katharina Hauke: Unsere Liefergebühren für Restaurantessen gehören zu den niedrigsten im Markt. Das Angebot muss schlussendlich den Konsumenten schmecken und funktioniert grundsätzlich so: Wenn Lieferando-Fahrer die Auslieferung übernehmen, legen wir die Liefergebühren fest. Wenn der Partner ausliefert, legt er sie in einem vereinbarten Rahmen fest.