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Viele Schweizer können ihre Ernährungsideale nicht mit ihrem tatsächlichen Essverhalten in Einklang bringen. Sie sind zunehmend unzufrieden mit ihrer Ernährung – aber auch mit dem Lebensmittelangebot.
Die Ernährung wird für die Verbraucher in der Schweiz zu einer zunehmend komplizierten Angelegenheit. Zeitdruck, gesellschaftliches Idealbild und Genuss: Ernährungswunsch und Ernährungswirklichkeit klaffen laut aktueller Studie „Food Consumption – Ess- und Verzehrverhalten in der Schweiz“ der Universität St. Gallen immer weiter auseinander. Einerseits wollen sich die Befragten bewusst, nachhaltig und gesund ernähren – so wie es die Medien als gesellschaftliches Idealbild stets propagieren. Andererseits bringt der Alltag für viele Konsumenten äußere Zwänge mit sich, die das Erreichen dieses Idealbildes erschweren. Durch die gestiegene Mobilität und Flexibilität – beruflich wie privat – bleibt immer weniger Zeit für die Zubereitung und den Verzehr. Insbesondere das Frühstück ist von dieser Entwicklung betroffen. Zugleich wünschen sich die meisten Verbraucher eine unbeschwerte, genussvolle Ernährung. Diese Widersprüche zu überwinden, fällt immer schwerer und führt zu einer steigenden Frustration – und zu einer wachsenden Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Ernährungsverhalten.
Schweizer unzufrieden mit der eigenen Ernährung
Dies hat auch Auswirkungen auf die Beurteilung des Lebensmittelangebots, das die Konsumenten nämlich deutlich kritischer bewerten als noch vor einigen Jahren. „Eine Flut an Gütesiegeln, diverse Skandale und unterschiedliche Standards einer gesunden und/oder nachhaltigen Ernährung erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lebensmittelangebot“, so heißt es in der Studie, doch möchte man sich andererseits „um seine Ernährung keine Gedanken machen müssen“. Verglichen mit den Vorjahren sank die Zufriedenheit in vielen Kategorien. Dies gilt vor allem für das Angebot an fettreduzierten Nahrungsmitteln und Nahrungsmitteln mit gesundheitlichem Zusatznutzen. Gleichzeitig ernähren sich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr Personen konsequent nach einer speziellen Ernährungsweise/Diät. So bezeichnen sich nach neuesten Ergebnissen 8,6 Prozent (2008: 6,7%) als Vegetarier, über neun Prozent ernähren sich kohlenhydratarm (2014 erstmals erhoben), 8,4 Prozent (2008:6,7%) cholesterinarm. Nur noch gut ein Drittel aller Befragten folgt überhaupt keiner besonderen Ernährungsweise.
Verzehrsituation bestimmt die Ernährungsbedürfnisse
Die Ernährungsbedürfnisse unterscheiden sich je nach Verzehrsituation, variieren vor allem zwischen den Bedürfnissen unter der Woche und am Wochenende. Während am Wochenende und teilweise auch beim Abendessen unter der Woche Genuss und persönliches Wohlbefinden besonders wichtig sind, soll es in der Woche beispielsweise im Restaurant, in der Mensa und im Supermarkt an der heißen Theke meist schnell und preiswert zugehen. Allerdings gewinnen Aspekte wie Gesundheit und Genuss auch „to go“ beziehungsweise für die Snacks zwischendurch an Bedeutung. Der Rat von Freunden und Verwandten, die Produktverpackung und (Koch-)Bücher sind weiterhin die drei Top-Informationsquellen zum Thema Ernährung. Doch zeigen sich 2014 hier deutliche Unterschiede zwischen den Altersklassen. Während sich jüngere Verbraucher (31-40 Jahre) zunehmend über neue Medien wie Blogs, Apps und Websites informieren, spielt mit wachsendem Alter neben Büchern und Fachzeitschriften das Verkaufspersonal im Laden eine wichtige Rolle.