In nur zwei Jahren hat der deutsche LEH die Zahl seiner SB-Kassen mehr als verdoppelt. Das finden vor allem junge und zahlungskräftige Kunden gut.
Selbstbediener-Kassen gewinnen im deutschen Handel erheblich an Boden. Immer mehr Geschäfte bieten ihren Kunden den Service an, den Scan- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen. Dies zeigt eine aktualisierte EHI-Markterhebung. In zwei Jahren ist die Anzahl der Geschäfte, in denen stationäre Selbstbediener-Kassen zum Einsatz kommen, um 65 Prozent gestiegen. Waren es im Jahr 2015 noch 295, so sind es heute 488 Geschäfte.
Insgesamt verfügt der deutsche Handel über rund 3020 stationäre Self-Checkout-Kassen. «Die beachtliche Steigerung der Self-Checkout-Anwendungen innerhalb von zwei Jahren zeigt, wie bedeutend das Thema für deutsche Händler geworden ist», kommentiert Frank Horst, Autor der Studie. Dieser Anstieg macht sich besonders im klassischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bemerkbar. Dort existieren derzeit nach EHI-Zahlen 350 Märkte (2015 waren es 150) mit rund 1450 SB-Kassen (620 in 2015). Gemessen an den fast 200 000 herkömmlichen Kassen im LEH gibt es noch Potenzial. Ausserhalb des Lebensmittelsektors sind SB-Kassen fast ausschliesslich in Möbel- und Baumärkten sowie in Sportgeschäften zu finden. Auch mobile Self-Scanning-Anwendungen sind im selben Zeitraum ähnlich stark gestiegen, um 64 Prozent. Von 25 Geschäften 2015 ist die Anzahl heute auf 41 gestiegen.
Nicht für jeden Markt geeignet
Die Experten vom EHI betonen, dass «nicht jedes Lebensmittelgeschäft und jeder Standort für Selbstbediener-Kassen geeignet sind». Diese Einschätzung teilen auch die Marktforscher von Yougov, die das Thema Self-Checkout ebenfalls unter die Lupe genommen haben: «Eine grosse Gefahr besteht für investitionswillige Händler darin, dass die teuren Systeme nicht die notwendige Nutzung finden.» Ihre Begründung: «Einige Kunden nutzen die SB-Kassen und andere Selfscanning-Angebote bereits regelmässig, aber noch gibt es eine sehr grosse Gruppe, die diesen Systemen skeptisch gegenübersteht».
Yougov geht in seinem Report «Self-Checkout» gezielt der Frage nach, was die Verbraucher überhaupt von SB-Kassen halten, welche Kundentypen diese nutzen, welche Anreize von den Nicht-Nutzern als sinnvoll erachtet werden – und mit welchen Massnahmen der Handel gerade die Skeptiker überzeugen kann.
Jüngere Verbraucher besonders affin
Mehr als jeder Zweite der Befragten hat diese Kassensysteme schon einmal genutzt. Vor allem zwei Vorteile sprechen aus Sicht der Nutzer dafür: Die Warteschlangen sind meist kürzer, und das Bezahlen geht schneller. Gerade in Ballungszentren mit vielen Kunden mit kleinen Einkäufen, scheint sich der Einsatz von SB-Kassen zu lohnen, da hier das Argument, Zeit zu sparen, besonders schwer wiegt. Der Report zeigt aber, dass die grundsätzliche Bereitschaft, diese Kassen zu nutzen, noch deutlich höher ist als der tatsächliche Anteil der Nutzer.
Der Anteil der Potenzialgruppe ist in den jüngeren Bevölkerungsgruppen besonders gross. Und: Je höher das Nettoeinkommen, des to höher die Bereitschaft zum Selfscanning. Besonders wichtig für die Akzeptanz ist die Möglichkeit, an den SB-Kassen bar zahlen zu können. Drei von vier SB-Kassen-Nutzern zahlen auch heute noch am liebsten mit Bargeld. 30 Prozent der von Yougov Befragten geben an, dass sie SB-Kassen verstärkt nutzen würden, wenn Barzahlung möglich wäre. Und auch eine einfachere Bedienung der Systeme würden sich Viele wünschen.