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Fast jeder Zweite hat schon einmal ein Share-Economy-Angebot genutzt. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind die Treiber des Trends. Wie der LEH das Modell nutzen kann – Herausforderungen und Chancen.
Mitfahrdienste, Car-Sharing, Kleidertauschbörsen und das Teilen nicht verwendeter Lebensmittel boomen. Das zeigt: Teilen und Tauschen von Produkten oder Dienstleistungen liegen im Trend. Jeder zweite Deutsche hat laut einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers (PwC) in den vergangenen zwei Jahren bereits ein Share-Economy-Angebot genutzt. 64 Prozent der Konsumenten planen, in den nächsten zwei Jahren eines zu nutzen. „Der Trend hin zur so genannten Ökonomie des Teilens (Share Economy) setzt sich immer mehr durch“, resümieren die Experten von PwC. „Die Zahl entsprechender Anbieter wächst stetig und das Wachstumspotenzial ist hoch.“ Händler wie Otto, Media Markt oder das MARKANT Mitglied Jumbo aus dem Bereich Baumarkt sind in das Geschäft bereits eingestiegen.
Share Economy zur Kundenbindung
So hat Jumbo Ende vergangenen Jahres Beteiligungen an zwei Sharing-Plattformen im Internet erworben. Bei der Plattform „Sharely“ steht das Teilen von Gebrauchsgegenständen im Vordergrund, bei „Needelp“ werden hingegen Dienstleister im Bereich Heimwerkarbeiten vermittelt. „Auf beiden Plattformen finden Jumbo-Kunden Leistungen, die über Produktberatung und Warenverkauf weit hinausgehen“, sagt Jérôme Gilg, CEO der Jumbo-Markt AG. Als Gründe für die Beteiligung nennt die Baumarktkette in erster Linie auch die Kundennähe. In der Juli-Ausgabe des MARKANT Magazins werden wir ausführlich über den Einstieg von Jumbo in die Share Economy berichten.
Doch wie kann der LEH das Potenzial des Sharing-Modells für sich nutzen? Fakt ist laut Dr. Nikolas Beutin, Leiter Customer Practice bei PwC Deutschland: „Share Economy ist kein kurzfristiger Hype“. Die „Ökonomie des Teilens“ indes gibt es schon lange, nur eben unter einer anderen Begrifflichkeit. Partyverleih ist dabei das Stichwort. So bieten viele Märkte einen Partygarnituren-Verleih an, so auch Oliver Näthe von Lebensmittel Näthe in Herford. Der Kaufmann, der vom MARKANT Mitglied Bünting beliefert wird, nutzt dieses Angebot gezielt, um Kunden zu binden und sein Image zu pflegen. Sein Angebot umfasst dabei den Verleih von Bierbänken und –tischen, auch eine Zapfanlage für Bier stellt Näthe auf Wunsch bereit.
Idee nicht ganz neu
Ebenso könnte dem Verbraucher mittels einer App ein Überblick über die im Markt vorhandenen Lebensmittel mit fast abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum gegeben werden. So hätten Kunden die Möglichkeit, Lebensmittel vor der Tonne zu retten und gleichzeitig auch noch Kosten durch Preisnachlässe zu sparen. „Eine solche Anwendung bietet dem Händler dementsprechend auch neue Möglichkeiten der flexiblen Preisgestaltung“, erläutert Damm. Ein ähnliches Modell gibt es bereits im Gastronomiebereich, wo Verbraucher mit der App „Mealsaver“ einen Überblick erhalten, welches Restaurant in ihrer Nähe kurz vor Ladenschluss vergünstigte Menüs anbietet.
Modernes Mittel gegen die Lebensmittelverschwendung
Im Kontext von Lebensmitteln gehe es den Verbrauchern vor allem darum, mit Share Economy Lebensmittelabfällen und Verpackungsmüll entgegenzuwirken, erläutert Dr. Nikolas Beutin von PwC. Wie bei anderen Bereichen im Lebensmittelhandel seien auch hier Umweltschutz und Nachhaltigkeit die Treiber des Trends. Der PwC-Experte Beutin sieht deswegen auch in den Unverpackt-Läden einen „Ausdruck der Share Economy“. Hier würden „Ressourcen wie etwa Reis oder Nudeln zu hundert Prozent bedarfsgerecht aufgeteilt, denn jeder Kunde packt sich exakt den Anteil ab, den er braucht“, erklärt er. Zusätzlich formierten immer mehr Verbraucher in den sozialen Netzwerken Gruppen, in denen sie nicht verwendete Lebensmittel kostenlos abgäben oder tauschten. „Wenn der Lebensmitteleinzelhandel auf diese Konsumentenbedürfnisse nicht umfassend eingeht, kann das im Zweifelsfall längerfristig zu Umsatzeinbußen führen. Er könnte etwa selbst eine solche Sharing-Gruppe gründen und dort als Moderator auftreten“, so Beutin.
Synergieeffekte in der Logistik
Eine weitere Möglichkeit das Thema zu spielen, ist der Getränkekauf auf Kommissions-Basis, wie Kaufland ihn beispielsweise anbietet. Auf der Unternehmenshomepage heißt es: „Kaufen Sie lieber etwas mehr für Ihre Gäste. Ungeöffnete und unbeschädigte Flaschen nehmen wir gegen Vorlage des Kassenbons innerhalb von 14 Tagen gerne wieder zurück.“ Der Getränkekauf auf Kommissions-Basis ist nicht neu. Aber auch hier gilt, dass der Handel mit der heutigen Gesellschaft neu und anders kommunizieren und entsprechend auch das Angebot anpassen muss. So ist in diesem Kontext auch der Verleih von Zapf- und Kühlanlagen durchaus sinnvoll. Was letztere angeht, wird Oliver Näthe seinen Verleih-Service demnächst darum erweitern.
Doch nicht nur auf der Ebene der Außenwirkung und Kundenbindung ergeben sich für den Handel Nutzungspotenziale der Share Economy. Zusätzlich „bringt die Share Economy für Unternehmen, auch aus dem Lebensmitteleinzelhandel, vor allem Einsparungen bei der Logistik mit sich“, so Beutin. „So können Ladeflächen gemeinsam genutzt, Transport- und Lagerkosten, Ruhezeiten, Umwege sowie Ressourcen eingespart werden.“
Auch MARKANT setzt auf Share Economy
In der Praxis könnte das laut Beutin wie folgt aussehen: „Ein Bäcker backt morgens Brötchen und liefert sie aus. Den Transporter übergibt er dann an einen Supermarkt, der damit die Online-Einkäufe zu den Kunden nach Hause bringt.“ Die Idee an sich sei nicht neu, gerade in der Landwirtschaft würden seit Jahren Ressourcen wie Traktoren, Mähdrescher oder andere wichtige Maschinen geteilt. „Web-Plattformen, die sich darauf spezialisiert haben, sorgen jedoch für neuen Schub: Sie ermöglichen einen schnellen Überblick über Angebot und Nachfrage“. Durch digitalisierte Abrechnungsverfahren würde die Verwaltung erleichtert. Bewertungssysteme für Anbieter und Abnehmer schaffen dabei zusätzlich Kundenvertrauen.
Auch im Bereich der Digitalisierung hat das Thema Share Economy Einzug gehalten. So stellt die MARKANT Gruppe verschiedene zentrale E-Services wie etwa die MARKANT mediaBase, MAPIS oder ZAS ihren Mitgliedern zur Verfügung und damit wichtige Dienstleistungen sowie Ressourcen, die sie im eigenen Haus nicht vorhalten müssen. Sprich: MARKANT investiert in die Zukunft und lässt seine Mitglieder daran partnerschaftlich partizipieren. Das ist Share Economy im digitalen Transformationsprozess par excellence.