Der Hundeversteher

Montag, 31. Juli 2023
Foto: Alex Stiebritz

Martin Rütter ist mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung der erfolgreichste und beste Hundeexperte im deutschsprachigen Raum. Das Markant Magazin ONE hat mit dem Profi über das A und O für ein Zusammenleben von Mensch und Hund gesprochen und auch darüber, warum sich der 52-Jährige gerade intensiv mit dem Thema vegane Ernährung für Hunde beschäftigt.

Herr Rütter, wie sind Sie auf den Hund gekommen?
Martin Rütter:
Ich hatte schon immer einen engen Draht zu Hunden, obwohl ich als Kind keinen Hund haben durfte. Ich habe aber bereits in meiner Jugend die Hunde der Nachbarn ausgeführt und die Hunde meiner Tante Thea ohnmächtig gekrault. Sie hatte in den 80er-Jahren eine Art Pflegestelle für gestrauchelte Tiere – und sie besass die aussergewöhnliche Gabe, Hunde, die anfangs noch ganz wunderbar waren, binnen weniger Wochen dermassen verrückt zu machen, dass man das Haus nicht mehr angstfrei betreten konnte. Mich hat schon damals interessiert, warum so viele Menschen Probleme mit ihren Hunden hatten.

Wann hatten Sie dann Ihren ersten Hund?
Martin Rütter:
Mein erster Hund war Mina, eine Golden-Retriever-Hündin. Als ich sie bekam, war ich schon 25 und hatte seit dreieinhalb Jahren eine Hundeschule. Ich hatte bereits 600 Hunde im Training, bevor ich meinen eigenen Hund hatte. Mina war ein gut erzogener Hund. Nur eine ihrer Eigenschaften bereitete mir lange Kopfzerbrechen: Wie die meisten Retriever war sie verfressen, sodass ich ihr beibringen musste, dass nicht alles Essbare für sie gedacht war (lacht).

Was ist das A und O für ein Zusammenleben von Mensch und Hund?
Martin Rütter:
Es ist leider oft so, dass Hunde nach optischen Kriterien oder aus emotionalen Gründen ausgesucht werden. Ich finde, dass es wichtig ist, vorab eine Art Checkliste zu erstellen und sich zu fragen: Welcher Hund passt überhaupt zu mir? Ein aktiver Mensch, der lange Tageswanderungen unternimmt oder täglich mehrere Kilometer joggt, wird wohl kaum mit einem Bernhardiner oder Mops glücklich werden, da diese im ersten Fall wenig Motivation haben auf so viel Aktivität und im zweiten Fall einfach vom Körperbau her nicht für lange sportliche Aktivitäten geeignet sind. Genauso wird aber ein eher gemütlicher Mensch, der den Hund zur Gesellschaft möchte und dem es reicht, dreimal täglich gemütlich eine Runde durch den Stadtpark zu drehen, kaum mit einem aktiven Jagd- oder Hütehund glücklich werden. In jeder guten Hundeschule kann man sich vor der Anschaffung dahingehend beraten belassen.

Was raten Sie, wenn die Entscheidung gefallen ist?
Martin Rütter:
Ist diese Entscheidung gefallen und der Hund da, rate ich dazu, die folgenden drei Kardinalfehler unbedingt zu vermeiden: Erstens, die extreme Vermenschlichung, denn sie schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Zweitens: Mangelnde Konsequenz – und damit meine ich nicht Strenge oder Härte. Ein Hund benötigt klare Regeln, nur so kann er Vertrauen zu seinem Menschen aufbauen und sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen. Und ein weiteres Problem ist die mangelnde Beschäftigung. Hunde brauchen körperliche und geistige Auslastung.

Die Liebe zum Haustier ist seit Jahren ungebrochen. Ist jeder als Hundehalter geeignet?
Martin Rütter:
Ich plädiere seit Jahren für den Hundeführerschein als generelle Verpflichtung – und zwar bereits vor der Anschaffung eines Hundes. Es ist kein Geheimnis, fast alle Verhaltensprobleme sind erworben und resultieren aus Unwissenheit der Halter. Und es ist ja auch so: Es gibt für alles einen Schein, selbst für das Angeln. Wenn ich Angeln gehe, gefährde ich aber niemanden. Wenn ich einen Hund falsch erziehe, kann das ziemlich gefährlich werden. Wenn Menschen bereits vor der Anschaffung des Hundes die Grundlagen über die Bedürfnisse eines Hundes erlernen und später in einigen praktischen Einheiten erfahren, worauf sie im Alltag achten müssen, wird sich der generelle Ausbildungsstand unserer Hunde bereits in wenigen Jahren deutlich verbessern.Meine DOGS-Hundeschulen bieten einen solchen Sachkundenachweis seit kurzem an.

Worauf sollte bei der Ernährung des Hundes geachtet werden?
Martin Rütter:
Wichtig ist grundsätzlich, dass das Futter frisch ist und alle Nährstoffe enthält, die der Hund braucht. Also Mineralien, Vitamine, gut verwertbare Eiweisse, Fette, Ballast-
stoffe und Spurenelemente. Ausserdem ist es auch wichtig, dass der Hund Spass beim Essen entwickelt. Dafür ist es unabdingbar, dass er Schlingen kann. Auch das trägt zum Wohlbefinden bei. Ein Futter, das während es gekaut wird, förmlich zu Staub zerfällt, ist für mich deswegen keine Option.

Wie bewerten Sie eine vegane Ernährung von Hunden?
Martin Rütter:
Aktuell beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema vegane Ernährung für Hunde. Und ich finde, dass das ein Punkt ist, den man angehen sollte. Ich habe mir die Frage gestellt, wie in Ordnung es ist, wenn ich mir ein Tier halte, das andere Tiere frisst und damit Tierleid fördert. Und Hundefutter kommt in der Regel aus der Massentierhaltung. Das ist ein moralisches Problem: Ich «MUSS» ja nicht mit einem Hund zusammenleben. Aber ich möchte es, weil es mich glücklich macht. Und mein Glück und das Glück meines Haustiers kann ich nicht über das Leid anderer Tiere stellen. Deswegen finde ich den reinen Gedanken, einen Hund vegan ernähren zu können, erstmal spannend.

Wie ernähren Sie sich?
Martin Rütter:
Ich ernähre mich seit einigen Jahren vegan. Und Lakritz sind meine allergrösste Schwäche.

Sie haben kürzlich zusammen mit Katjes «Hundjes» herausgebracht, ein veganes Lakritz-Produkt. Was war der Anlass dieses Launches?
Martin Rütter:
Ich konsumiere nachweislich seit meinem sechsten Lebensjahr regelmässig und konstant Katjes-Produkte und ich finde wirklich sehr gut, was dieses Unternehmen macht. Das habe ich irgendwann auch in meinem Podcast «Tierisch menschlich» erwähnt und einen Aufruf direkt an Katjes gerichtet: «Liebe Katjes-Leute: Ich würde gerne eine Martin-Rütter-
Hunde-Edition mit Euch machen.» Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Das Schöne ist ja: Katjes verzichtet bei fast allen Produkten komplett auf tierische Bestandteile. Und gerade bei den Süssigkeiten gibt es gar keinen Grund, warum da ein Tier verarbeitet werden sollte. Deswegen freue ich mich umso mehr, dass Katjes und ich mit den «Hundjes» gemeinsam ein veganes
Lakritz-Produkt entwickelt haben.

Gibt es die «Hundjes» auch in Ihrem Online-Shop zu kaufen?
Martin Rütter:
Ja, die gibt es und zahlreiche Produkte für den Vierbeiner. Das Sortiment reicht von Halsbändern über Stofftiere bis hin zu Snacks und Näpfen. Mittlerweile sind es mehr als 200 Produkte. Wenn man die verschiedenen Grössen, Formen und Farben berücksichtigt, kommt man sogar auf 750 Artikel.

Nach welchen Kriterien wählen Sie denn die Produkte für Ihren Online-Shop aus?
Martin Rütter:
Hier achte ich vor allem auf die beiden Kriterien Nutzen und Qualität mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Daher biete ich in meinem Online-Shop auch viele Artikel an, die direkt in Deutschland oder in der EU hergestellt werden.

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Steckbrief

Nach einem Studium der Tierpsychologie in der Schweiz, diversen Praktika in Wolfaufzuchtstationen und einem Auslandsaufenthalt in Australien, wo sich Rütter eingehend mit dem Leben und Verhalten von Wildhunden auseinandergesetzt hat, eröffnete er 1995 seine erste Hundeschule. Auf Basis intensiver Studien und umfangreicher Erfahrungen im Training hat Martin Rütter eine eigene Philosophie zur Hundeerziehung entwickelt: das «Dog Orientated Guiding System», kurz: DOGS

Fakten

  • Rund 2 Millionen Zuschauer bei seinen Live-Shows
  • Über 1,5 Millionen verkaufte Bücher, über eine halbe Million verkaufte DVDs
  • Dreifach-Platin-Status für die Live-DVD «Hund-Deutsch / Deutsch-Hund»
  • Rund 340 ausgebildete DOGS Coachs
  • Mehr als 140 DOGS Hundeschulen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, Mallorca, Südtirol und der Schweiz