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Individualität wird in den beiden Kategorien Süsswaren und Salzige Snacks auch im Jahr 2020 eine grosse Rolle spielen. Bewusstes Geniessen und das Mischen verschiedener Trends und Bedürfnisse, je nach Anlass oder Jahreszeit, sind dabei von zentraler Bedeutung. Das berichtet die Kölnmesse im Vorfeld der Internationalen Süsswarenmesse (ISM). «Viele etablierte Trends wie Bio, vegan, vegetarisch, fett- und zuckerreduziert oder gluten- und laktosefrei werden sich weiter fortsetzen», sagt Sabine Schommer, Direktorin der ISM.
Darüber hinaus sind ausgewogenere und natürlichere Produktvarianten zu erwarten, da die Verbraucher trotz gutem Geschmack auch einen funktionellen Mehrwert erwarten. So sind Zutaten wie Aromen oder färbende Lebensmittel zunehmend natürlichen Ursprungs. Ein weiterer Trend, der sich abzeichnet, sind pflanzliche Proteine aus Bohnen und Erbsen, die insbesondere bei Snacks wie etwa Müsliriegeln zum Einsatz kommen.
Auch Insekten-Snacks werden wieder auf der ISM vertreten sein. Energieriegel aus Buffalowürmern oder gemahlenem Grillenmehl sowie geröstete Insekten wie Mehlwürmer in Schokolade spielen laut den Fachexperten der Kölnmesse eine zunehmende Rolle im Süsswaren- und Snackmarkt.
Multisensorische Geschmackserlebnisse
Reformulierungen, also eine Reduktion von Fett und Salz, sind laut der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) der treibende Motor für Innovationen in der Kategorie Salzige Snacks. «Auf der Herstellungsseite werden die Produkte weniger frittiert, eher gebacken sein. Zudem sind verschiedene Gemüsevariationen als extrudierte oder gebackene Snacks auch im kommenden Jahr in den Verkaufsregalen wiederzufinden», sagt Prof. Dr. Enrico Careglio von der Hochschule Trier und Prüfbevollmächtigter der DLG. Der Geschmack stehe auch bei dieser Produktrange im Vordergrund. Die Vielfalt der Varianten werde allerdings auf das reduziert, was der Kunde als Altbewährtes schätze.
Die Bedürfnisse der Verbraucher werden immer individueller. In dem Kontext stellt dies den Händler vor die Frage und Herausforderung, welchen Trend er in den Mittelpunkt seiner Strategie stellt. «Momentan haben natürliche und pflanzliche Produkte eine gute Chance am Markt, da der Wunsch nach einer gesunden, ausgewogenen Ernährung im Fokus steht», erklärt Sabine Schommer. Hinzu kommen neue Geschmackserlebnisse, die beispielsweise leicht bittere Komponenten wie Matcha mit fruchtig-säuerlichen Aromen wie der Cranberry oder anderen pflanzlichen Aromen wie Kiwi kombinieren. Dies bestätigt auch Prof. Dr. Careglio: «Besonders beliebt ist die Kombination von bitteren Komponenten mit säuerlichen Aromen». Gerne werden laut dem Experten Erzeugnisse auch aus den Bereichen Feine Backwaren und Getränke in Schokolade implementiert (Cross Branding), etwa Cheesecake, Vanillekipferl, Macarons oder Latte Macchiato. Bei den salzigen Snacks greife die Branche oft auf den Geschmack bekannter Gerichte zurück. Hot Dog, Currywurst, Pommes rot/weiss führt Careglio als Beispiele dafür an. «Food Pairing bringt geschmackliche Highlights hervor, allerdings wird es ein Nischensegment bleiben», resümiert der DLG-Prüfbevollmächtigte.
Klimaschutz und Ressourcenschonung
Ferner stehen Klimaschutz und ressourcenschonende Herstellungsprozesse beim Verbraucher hoch im Kurs. Insofern werden auch Produkte mit nachhaltigen Rohstoffen oder nachhaltiger Verpackung immer wichtiger im Handel. «Die ISM ist hier als Trendforum einerseits und als Kommunikationsplattform andererseits sehr wichtig. In Köln sondiert die Industrie zusammen mit dem Handel die zukünftigen Betätigungsfelder. Nur so können die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um dem Verbraucher weiterhin trendgerechte Produkte anbieten zu können», erklärt ISM-Direktorin Sabine Schommer.
Prognose von Prof. Dr. Careglio von der Hochschule Trier und DLG-Prüfbevollmächtigter: Wie sich die Kategorie Süsswaren künftig entwickeln wird
«Reformulierungen von Rezepturen werden die Entwicklungen massgeblich bestimmen – unter Beibehaltung der sensorischen und texturellen Diversität. Vor allem Süsswaren mit reduziertem Zuckergehalt und höherem Ballaststoffanteil werden als Folge des Nutri-Score auf sich aufmerksam machen. Retro-Produkte bleiben angesagt. Crossing raw materials wird verstärkt kommen, das heisst Süsswaren werden beispielsweise Hanf- oder Gemüsebestandteile zugesetzt – eingepackt in «better-for-you-Konzepte». Auch wird der «Vegan-Trend» (inklusive Gluten- und Lactose-Free) auf neue Produktkonzepte ausgeweitet werden.»