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Die Vielfalt an Essig ist groß, die Regalflächen jedoch begrenzt. Welche Sorten derzeit im Trend liegen und warum Vollsortimenter auch höherpreisige Qualitäten führen sollten – ein Überblick.
Beim Essig legen die Deutschen ein sehr differenziertes Konsumverhalten an den Tag. Zum einen gibt es die preisbewussten Sparer, die sich ausschließlich beim Discounter eindecken und mit einem Balsamessig für 0,89 Euro zufrieden sind. Interessanter für den Vollsortimenter ist aber die zwar kleinere, aber wachsende Zielgruppe der ernährungs- und qualitätsbewussten Kunden, die in der Regel zum hochwertigen Markenprodukt greifen. Diese Kunden geben laut Feinkost Dittmann für ein Markenprodukt wie einen original Aceto Balsamico di Modena IGP in der 0,5-Liter-Flasche derzeit durchschnittlich 3,50 bis vier Euro aus. „Die qualitätsbewussten Verbraucher schauen nach der Marke und der Sorte, weniger nach dem Preis“, beschreibt Christian Hellriegel, Geschäftsführer der Firma Hellriegel Feinkost und Convenience, die „Essig-Connaisseure“.
Trend zu milden Essigen
Importhaus Wilms, in Deutschland Exklusivdistributeur von Mazzetti L´Originale, beobachtet einen anhaltenden Trend zu milden Essigen: „Insbesondere Wein- und Obstessige mit geringem Säureanteil stehen bei deutschen Konsumenten weiterhin hoch im Kurs.“ Auch bei den Bio-Essigen sei „nach gegenwärtiger Marktlage ein Ende der steigenden Nachfrage nicht in Sicht“. Aktuell liegt der Umsatz in diesem Segment gut 30 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, hat Mazzetti 2016 zwei neue Weinessige auf den Markt gebracht und sich dabei bewusst für Bioqualität entschieden. Das bestehende Bio-Sortiment von Mazzetti konnte im ohnehin stark wachsenden Bio-Segment zuletzt eine überproportionale Umsatzsteigerung von 85 Prozent verzeichnen.
Kleingebinde bei Balsamessigen gefragt
Bei Balsamessigen sind die kleineren Gebindegrößen à 250 Milliliter zunehmend gefragt. Treiber dieser Entwicklung sind die Singlehaushalte und der Trend zu mehr Auswahl in der Küche. Auch das Thema Premium nimmt einen immer größeren Stellenwert ein, dies gilt insbesondere für Aceto Balsamico IGP mit einer längeren Lagerzeit zwischen zwölf Monaten und drei Jahren. Darüber hinaus schauen viele Konsumenten im Essigregal nach neuen Geschmacksrichtungen, etwa mit Fruchtanteil oder Sirup. „Verbraucher schätzen beim Essig-Kauf Vielfalt und probieren gerne neue Sorten aus“, sagt eine Sprecherin von Hengstenberg, dem Marktführer laut IRI Handelspanel. Eine weitere positive Entwicklung auf dem Essigmarkt ist bei der „Essig-Essenz“ zu beobachten. Sie findet als natürlicher Haushaltshelfer wachsende Beliebtheit. Hengstenberg bietet mit einer naturvergorenen Essig-Essenz einen solchen natürlichen Haushaltshelfer, der biologisch abbaubar ist.
Markentreue Käufer
Für Konsumenten, die Essige nicht nach dem Preis, sondern als Feinkostartikel kaufen, zählen laut Hellriegel „die Intensität des Geschmacks, die Natürlichkeit der Aromen und auch die Ausstattung der Ware“, also ihre dekorative Wirkung auf dem Tisch. Viele dieser Käufer sind nicht nur qualitätsbewusst, sondern auch besonders markentreu, was die Anbieter mit ihren Wiederkaufraten belegen können. “Bei höherpreisigen Qualitätsessigen spielt die Marken- beziehungsweise Sortentreue eine größere Bedeutung“, heißt es bei Rila Feinkost. Als Ländermarkenspezialist führt Rila diverse Essig-Produkte unter der italienischen Marke Leverno sowie Spezialitäten der Marke Johann Lafer und Essige unter der Marke Rinatura Bio.
Markenprodukte mit Qualitätsvorsprung
Dass Qualität auch bei Essig seinen Preis hat, haben unabhängige Tests wie zuletzt von Stiftung Warentest den Verbrauchern vor Augen geführt. Dieser Test zeigt deutlich abweichende Qualitäten bis hin zu „mangelhaft“ bei Billigprodukten und bescheinigt den meisten Markenprodukten einen deutlichen Qualitätsvorsprung. „Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, wie ein echter Aceto Balsamico IGP im Preiseinstieg für 0,89 Euro offeriert werden kann“, kommentiert Feinkost Dittmann die Situation im Markt.