Alle Zielgruppen im Blick

Dienstag, 07. März 2017
Fotos: G.Lukas

Mit Premium, Bio und Gastronomie will real in Krefeld neue Kunden ansprechen. Zusätzlich setzt das Unternehmen auf die Bindung der Stammkundschaft: mit attraktiven Preisen im Bereich der FMCG.

Als für das real-Warenhaus in Krefeld die Renovierung anstand, beschloss das Unternehmen, nicht nur die Wände neu zu streichen, sondern den Markt völlig neu zu konzeptionieren. Das Ergebnis ist eine real-Filiale, die als solche nicht mehr erkennbar ist. Krefeld hat sich neu erfunden. „Es galt, im Einzugsgebiet ein erhebliches noch bestehendes Aktivierungspotenzial möglicher Kunden auszuschöpfen“, erklärt Pressesprecher Markus Jablonski die Entscheidung der Geschäftsführung. Seitdem setzt real in Krefeld stark auf einen Gastronomiebereich mit Erlebnisfaktor und eine massive Erweiterung des Sortiments um Bio- und Premium-Produkte. Dennoch, so betont Jablonski, habe man auch die alte Zielgruppe noch im Blick. „Der Kunde darf nicht denken, dass er sich uns nicht mehr leisten kann.“ Real setzt in Krefeld auf ein Hybridkonzept: „Wir haben massiv in die Preise der FMCG investiert und liegen teilweise immer noch unter denen der Konkurrenz“, sagt Jablonski. Auf der anderen Seite profitiere man von der großen Gewinnspanne im Gastronomiebereich, dem neuen Aushängeschild der Markthalle.

Marktplatzatmosphäre mit hochwertigem Angebot

Hier können die Kunden fast sofort nach Betreten des Marktes im Ambiente einer traditionellen Markthalle an den so genannten „Manufakturen des guten Geschmacks“ entlangflanieren: Sie können beim Metzgermeister oder der Pizza- und Pastamanufaktur essen, können gesunde Gerichte in der Marktküche und an der Salatbar bestellen, oder Exoten an der Sushi- und Austernbar kosten. Süßes gibt es beim Handwerksbäcker samt Konditorei, an die eine Kaffeerösterei grenzt. Und egal, wofür sich der Kunde entscheidet – real setzt auf handgefertigte Gerichte in bester Qualität. Rund 75 Mitarbeiter mehr hat die Handelskette seit dem Umbau in Krefeld eingestellt und zahlreiche Angestellte weitergebildet, „zum Beispiel zum Sommelier oder zur Barista“, erklärt Jablonski. Das Team verstärken außerdem mehrere Konditoren, Fleischermeister und elf Köche, die die Speisen direkt vor den Augen der Kunden zubereiten: „Hinter Glasscheiben kneten sie den Teig, grillen Hähnchen oder bereiten Wurstsalat zu“, erzählt Markthallen-Geschäftsleiter Bernd Szameitpreiks. Transparenz hat einen hohen Stellenwert und so freut sich real-CEO Patrick Müller-Sarmiento, dass man „in allen ,Manufakturen des guten Geschmacks´ Bio-Produkte in eigener Herstellung anbieten kann.“ Der gesamte Markt habe eine Bio-Zertifizierung erhalten.

Bio-Produkte im Fokus

Dementsprechend kommt den ökologisch erzeugten Produkten auch im Bereich des Supermarktes eine besondere Bedeutung zu: Sie sind zumeist direkt am Beginn der Regale eingeordnet. Erst dahinter befinden sich die konventionellen Markenartikel, Eigenmarken sowie Preiseinstiegsmarken. Ein ganzer Gang ist ausschließlich veganen und vegetarischen sowie glutenfreien Produkten gewidmet. „Insgesamt zählen wir 80.000 verschiedene Artikelpositionen in Krefeld, womit das Sortiment stark ausgeweitet wurde“, sagt Szameitpreiks. Optisch wird das neue Konzept durch ein völlig anderes Design unterstrichen: Nicht nur, dass der Markt nicht mehr schlicht „real“ heißt, er heißt nun „Markthalle Krefeld“. Das typisch nüchterne sterile Ambiente ist außerdem gewichen. Nun wirkt nicht nur der Gastronomiebereich optisch sehr einladend – mit mosaikbesetztem Pizzaofen, Piazza und Wintergarten – auch die sonstige Ladenfläche ist angenehm gestaltet. „Es gibt keinen Winkel, der nicht schön ist, das ist auf so einer großen Fläche ungewöhnlich und selten zu finden in Deutschland“, sagt Jablonski.

Ausgelasteter Restaurantbetrieb und Andrang am Wochenende 

Zusätzlich setzt das Unternehmen auf modernste Technik. Dank eines frei zugänglichen WLAN-Zugangs können die Kunden im gesamten Markt im Internet surfen. Darüber hinaus können sie – wie in allen real-Märkten – kontaktlos mit Payback Pay bezahlen und auf Wunsch auch per NFC-Technik. Den klassischen Papierbon gibt es hier auch als Onlineversion für das Mobiltelefon. Und auch online ist die Markthalle vertreten: Wer will, kann die Ware hier vorbestellen und später an einer Abholstation in Empfang nehmen. Doch viele Kunden sind neugierig auf die neue real-Filiale und wollen schauen. Seit sie im vergangenen November wieder eröffnet wurde, beobachtet Jablonski junge Pärchen, die abends an den Regalen entlangflanieren, einen voll ausgelasteten Restaurantbetrieb und großen Andrang am Wochenende. Nach einer sorgfältigen Analyse des Konzepts in der Markthalle Krefeld, wird dieses auch an anderen real-Standorten zum Einsatz kommen. (siehe Interview)
 

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Interview

Seit November 2016 hat die Markthalle Krefeld real geöffnet. Real-CEO Patrick Müller-Sarmiento zeigt sich zufrieden und zieht eine erste Bilanz im Interview. 

Wie ist die erste Bilanz seit der Wiedereröffnung? Wird real nun eine völlig neue Marke namens „Markthalle“ lancieren?
Die Resonanz nach nunmehr rund fast drei Monaten seit der Eröffnung ist überwältigend. Nicht nur die Kunden und Mitarbeiter vor Ort sind positiv gestimmt. Auch eine große Anzahl von Lieferanten und Wettbewerbern haben den Markt bereits besucht. Das Wichtigste aber: Wir gewinnen neue Kunden hinzu, ohne bisherige zu verlieren. Im Schnitt zählen wir 30 Prozent mehr Kunden im Vergleich zum Zeitraum vor dem Umbau. Wir werden daher die Marke „Markthalle“ weiter konsequent ausrollen und nach einer sorgfältigen Analyse weitere real,- Standorte mit dem „Markthalle“-Konzept eröffnen.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, das neue Konzept erstmalig in Krefeld umzusetzen?
In Krefeld haben wir, neben vielen anderen passenden Grundvoraussetzungen, wie zum Beispiel die räumliche Nähe zur Zentrale, auch die entsprechende Kundenstruktur, die sich zum einen aus konservativ, anspruchsvollen Kunden mit hoher Kaufkraft und zum anderen aus klassischen Preiseinstiegskunden zusammensetzt. Somit ist ein hybrides Ladenkonzept entstanden, das emotionale wie rationale Bedürfnisse gleichermaßen bedient. Es steht für eine neue Welt des Einkaufens, bei der veränderte Kundenbedürfnisse nach Service, Lebensmittel-Qualität und gastronomischen Angeboten erfüllt werden. „Das Gute leben“ – so lautet dann auch folgerichtig unsere Philosophie. Den so heute vielfach nicht mehr existierenden klassischen Wochenmarkt haben wir mit der Markthale Krefeld wiederbelebt. Deshalb ist unsere Markthalle mit den Manufakturen des guten Geschmacks viel mehr als ein Ort nur für Pflicht-Einkäufe. 

Raubt eine so große Verkaufsfläche dem Kunden nicht kostbare Zeit – gefährlich heutzutage, da alles schnell gehen muss und die Verbraucher aus Zeitgründen und Bequemlichkeit Lebensmittel online bestellen?
Im Gegenteil. Mit über 100.000 Produkten und Gerichten bieten wir das größte Gesamtsortiment aus Food- und Nonfoodartikeln unter einem Dach. Daher spart der Kunde bei uns Zeit, da er nur eine Einkaufsstätte und nicht viele verschiedene, wie zum Beispiel zusätzlich zum Lebensmittelhändler noch eine Drogerie, einen Spielwarenladen, einen Schreibwarenladen usw. anfahren muss. Auch das ist convenient!
Die Lebensmittelsortimente sind alle kompakt zueinander angeordnet: Zuerst kommt die Abteilung mit der Frischeware, daran schließt sich unmittelbar der übrige FMCG-Bereich an und dann kommen schon die Kassen.
Und wer die Bequemlichkeiten des Internets nutzen möchte, kann dies auch bei uns tun: Ab dem Frühjahr bieten wir einen Click&Collect-Service sowie einen Lieferservice an. Über unsere Website wählen die Kunden dann aus verschiedenen Kategorien ihre Produkte und an einer Abholstation im Markt können sie diese später fertig zusammengestellt in Empfang nehmen oder sich den Einkauf direkt nach Hause liefern lassen. 

Wo mussten Sie seit Wiedereröffnung nachbessern oder haben es noch vor?
Grundsätzlich zeigen alle Indikatoren, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Natürlich bedeutet Handel aber auch, dass man sich immer in einem permanenten Anpassungs- und Optimierungsprozess befindet. Mit dem Gastronomiebereich bieten wir nun etwas an, das wir noch nie zuvor gemacht haben: Wir verkaufen Produkte, die der Kunde direkt auf der Fläche verzehren kann. Dementsprechend steil war unsere Lernkurve in den ersten Wochen nach Neueröffnung.
Die Sitzplätze im Gastronomiebereich reichen am Freitagabend und samstags nicht immer aus, wir werden weitere schaffen. 

Was ist das Besondere an Ihrem Gastronomiekonzept?         
Wir bieten in unserem Gastronomiebereich auch Produkte in Gastronomie-Qualität, die deutschlandweit in einem solchen Umfeld ihresgleichen sucht. Buchstäblich alle Frischeprodukte können Sie sich auch in unserer Marktküche zu einem Gericht zubereiten lassen. Und dabei können Sie zusehen, wie die Speisen von Hand zubereitet werden. Es wird also nichts vorgefertigt von außen angeliefert, sondern alles ist vor Ort hausgemacht. Darüber hinaus ist der gesamte Markt bio-zertifiziert, so dass wir auch Bio-Lebensmittel verarbeiten und entsprechend ausloben können. Vom Layout her präsentiert sich der gesamte Markt optisch aus einem Guss. Es gibt keine monothematischen Inseln wie in anderen Supermärkten, in denen der Kunde über die Verkaufsfläche geht und auf einmal vor der Kaffeeecke steht, die optisch weit entfernt ist vom übrigen Layout des Marktes. In der Markthalle Krefeld funktioniert das alles unter einer optischen Klammer und wirkt dementsprechend harmonisch.

 

Info

  • 11.500 Quadratmeter Verkaufsfläche         
  • 265 Mitarbeiter (75 Neueinstellungen seit Neueröffnung)
  • 720 Parkplätze
  • 110 Sitzplätze im Gastronomiebereich, zusätzliche 70 Plätze im Wintergarten der Kaffeebar
  • 80.000 verschiedene Artikelpositionen
  • 70 Prozent Food und 30 Prozent Non-Food (in herkömmlichen real-Filialen herrscht das Verhältnis 60 : 40 (Food : Non-Food)
  • Neueröffnung nach Umbau: 17.11.2016
  • Besucherhöchstzahl seitdem: 12.500 Kunden/Tag