«Mindset-Wandel ist der Schlüssel für Veränderung»

Montag, 25. April 2022
Foto: Unternehmen/ Esther Michel

Aus altem Denken kann kein neues Handeln entstehen. Davon ist Insa Klasing fest überzeugt. Sie ist Mitgründerin von TheNextWe, einem digitalen Coachingprogramm für Unternehmen. Der Schlüssel für Veränderung liegt nach Ansicht der 42-Jährigen im Mindset-Wandel. Wie mächtig dieser sein kann, hat sie schon selbst erlebt. Das Markant Magazin hat mit ihr darüber gesprochen und wie digitalisiertes Coaching die Transformation von Unternehmen ermöglicht.

Wie ist die Idee zum Start-up TheNextWe entstanden?
Insa Klasing:
Ich hatte bei KFC alles erreicht, wofür ich angetreten war. Als ich mir dann überlegt habe, welches Kapitel ich als nächstes aufschlagen möchte, war mir klar, dass ich ein Unternehmen gründen will. Die Idee dafür hatte ich auch schon. In den fünf Jahren, in denen ich für die Fast-Food-Kette zuständig war, haben wir fast so viele Restaurants gebaut, wie in den 40 Jahren zuvor. Der Schlüssel dafür war Mindset-Wandel auf allen Ebenen – ohne einen klassischen Unternehmensberater ins Boot zu holen oder die Mitarbeiter austauschen zu müssen.  

Welche Erkenntnisse haben Sie daraus gezogen?
Insa Klasing:
Damals habe ich mir einen Partner gewünscht, der auf allen Ebenen der Hierarchie mit den Mitarbeitern anonym und 1:1 sprechen kann, um einen kollektiven Wandel herbeizuführen. Das gab es damals nicht. Genau deshalb haben wir auch TheNextWe gegründet.  

Welche Vision verfolgen Sie?
Insa Klasing:
Wir stehen jeden Tag dafür auf, Mindset-Wandel in die Welt zu tragen. Weil wir überzeugt sind, dass das der Schlüssel für Transformation ist. Wir leben in einer Zeit, in der wir ein noch nie dagewesenes Ausmass an Veränderung erleben – in allen Bereichen, ob privat durch die Corona-Pandemie, durch den Klimawandel oder beruflich durch die Digitalisierung und jetzt gesellschaftlich durch den Krieg in der Ukraine. Es ändert sich so viel wie noch nie, und zwar schneller als wir es je erlebt haben. Damit klarzukommen, indem man das eigene Mindset erkennt und dann auch wandelt, das ist absolut überlebenswichtig.

Was verstehen Sie konkret unter Mindset-Wandel?
Insa Klasing:
Mindset ist eine Haltung, eine Geisteshaltung, eine Bewertung einer Situation und es sind auch Glaubenssätze. Zum Teil hat man diese schon sehr lange, zum Beispiel seit der Kindheit. Man ist sich häufig nicht bewusst, was für ein Mindset man hat, aber es bestimmt unser Verhalten, und unser Denken steuert unser Handeln. Deshalb ist Mindset-Wandel auch so ein mächtiges Instrument.

Wie gehen Sie vor, damit Veränderung stattfinden kann?
Insa Klasing:
Im ersten Schritt gilt es, diese Mindsets bewusst zu machen, zum Beispiel: «Feedback ist Kritik», «die Digitalisierung macht mich überflüssig» oder «Geld verdirbt den Charakter». Das ist die Voraussetzung für Mindset-Wandel. Im zweiten Schritt gilt es, dieses negative Mindset oder die Selbstlimitierung zu erkennen, also inwiefern stoppt mich das, und im nächsten Schritt das zu wandeln. Dafür haben wir unsere eigene Methode entwickelt, die dazu befähigt, den alten Standpunkt zu verlassen und eine Situation neu bewerten zu können.  

Sie schreiben auf Ihrer Homepage, Transformation ist ein Mindset, das jeder lernen kann. Können Sie das konkretisieren?
Insa Klasing:
Wenn ein Mindset meine Bewertung einer Situation ist, also ein Glaubenssatz, den ich tief in mir trage, dann ist Mindset-Wandel die Fähigkeit, diesen Glaubenssatz zu erkennen, also mir selbst bewusst zu machen und ihn dann zu wandeln. Grundsätzlich ist es so, dass eine positive Haltung positive Gefühle erzeugt und auch positives Verhalten. Hingegen verursacht ein negatives Mindset eine negative Haltung und damit negative Gefühle, was am Ende auch negative Ergebnisse zur Folge hat. Diese Fähigkeit, sich selbst auf die Schliche zu kommen, und das zu verändern und zu wandeln, das ist eine Fähigkeit, die meines Erachtens jeder lernen kann.  

Ist dies die Lösung für alles?
Insa Klasing
: Mindset-Wandel ist grundsätzlich die Lösung für alles, was nicht strukturell ist. Also, wenn man zum Beispiel eine fehlende Stelle hat, die nicht besetzt ist, dann ist das nichts, was Mindset-Wandel lösen kann. Aber bei eigentlich allen anderen Situationen, die nicht strukturell bedingt sind, kann Mindset-Wandel die Lösung sein, wenn bestimmte Ergebnisse nicht stimmen und das zur Ursache bestimmtes Verhalten hat wie zum Beispiel Skepsis gegenüber Innovation, eine mangelnde Feedback-Kultur oder zu viel produktzentriertes Denken. Es reicht nicht aus, gewünschtes Verhalten auf ein Poster zu schreiben, sondern es muss verstanden werden, warum das heute noch nicht gelebt wird, was die Glaubenssätze und die Haltung sind, die dahinterstehen. Wenn dies geändert wird, dann kann neues Verhalten entstehen.

Wie unterscheidet sich TheNextWe von anderen Coaching-Unternehmen?
Insa Klasing:
Wir begleiten hunderte von Mitarbeitern und Führungskräften gleichzeitig zu einem spezifischen Thema, also zu einem kollektiven Thema, was eine Ausrichtung für alle ist. Der USP ist tatsächlich unsere eigene Methode für Mindset-Wandel. Wir tun das in zwölfwöchigen Programmen und dieser Mindset-Wandel ist nach zwölf Wochen auch abgeschlossen.    

Sie haben sich dabei auf digitales Coaching spezialisiert. Warum?
Insa Klasing:
Damit kann eine andere Frequenz hergestellt werden. Wir bei TheNextWe arbeiten ausschliesslich über unsere App, da ist man 24/7 im Chat verbunden. Jeder schreibt genau dann, wenn er Neues ausprobiert hat. Über die Erkenntnis-Ergebnis-Korrekturschleife erhält der Mitarbeiter sofort Tipps für den nächsten Tag. Das ist eine kontinuierliche Verhaltensänderung, bei welcher mit inkrementellen Schritten innerhalb von zwölf Wochen eine grosse Veränderung vonstatten geht. Hierzu bauen wir massgeschneiderte Programme für die Transformationsvorhaben der Unternehmen. Das sind Übungen im Unternehmensalltag, die speziell hierfür erstellt werden. Diese werden in der App digital übermittelt. Dieser Convenience-Faktor ist im herkömmlichen Präsenz-Coaching nicht möglich. Diese Übungen kann jeder Mitarbeiter on the go dann machen, wann er eben dafür Zeit hat. Er trägt den Coach per Handy sozusagen in seiner Hosentasche mit.

Sie setzen dabei ausschliesslich auf Audio. Was ist der Grund?
Insa Klasing:
Ja, das ist richtig. Man telefoniert über die App in den Sessions und man sieht sich nicht. Denn die Forschung zeigt, dass im Video 55 Prozent der Aufmerksamkeit im Visuellen gebunden ist. Wir nehmen die visuelle Ebene raus, weil man so viel schneller an die eigentlichen Themen, an die eigentlichen Glaubenssätze kommt.   

Wo wollen Sie in fünf Jahren mit «TheNextWe» stehen?
Insa Klasing:
Unsere Vision ist, Mindset-Wandel in die Welt zu tragen und ich denke in fünf Jahren tun wir dies auch über die DACH-Region hinaus und freuen uns über viele Teilnehmer aus der ganzen Welt.  

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Steckbrief

Insa Klasing ist Co-CEO und Co-Founder des Start-ups «TheNextWe». Zuvor war sie Geschäftsführerin von KFC in Deutschland, Österreich, Schweiz und Dänemark, wo sie das Geschäft verdoppelte. Sie ist Autorin des Buches «Der 2-Stunden-Chef» und hält diverse Aufsichtsratsmandate im In- und Ausland. Im Jahr  2017 wurde sie vom World Economic Forum in Davos zum «Young Global Leader» ernannt.