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Der Tabakmarkt in Deutschland zeigt sich stabil, steht aber vor neuen Restriktionen. Die Hersteller forcieren die Nachfrage unterdes mit Neuheiten – und greifen dabei auch ökologische Trends auf.
In den vergangenen drei Jahrzehnten fand im Markt der Tabakwaren ein grundlegender Wandel satt, der unverändert anhält. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat sich die Menge, der in Deutschland versteuerten, also aus legalen Quellen stammenden Zigaretten, seit 1991 halbiert. Der Absatz aller anderen Tabakwaren ist hingegen deutlich gestiegen. Bei Zigarren und Zigarillos hat er sich fast verdoppelt, er stieg um 94,7 Prozent von 1,4 Milliarden auf 2,6 Milliarden Stück. Feinschnitt kletterte um 57 Prozent auf 23 813 Tonnen. Pfeifentabak, hierzu zählen auch Wasserpfeifentabak und Produkte für elektrische Tabakerhitzer, konnte seine Menge sogar verdreifachen, auf 4150 Tonnen. Insgesamt wurden 2019 Tabakwaren im Wert von 27,4 Milliarden Euro versteuert – rund 1,1 Milliarden Euro oder vier Prozent mehr als 2018.
Im laufenden Jahr setzt sich die positive Entwicklung fort – trotz der letzten Preis- und Steuererhöhung von rund sechs Prozent. Im zweiten Quartal 2020 weist Destatis für Zigaretten ein Absatzplus von 0,8 Prozent und ein Umsatzplus von 3,2 Prozent aus. Bei Pfeifentabak legte die Menge um weitere 37 Prozent zu. Auch Feinschnitt, das nach Zigaretten mit Abstand zweitwichtigste Segment im Markt, gewann nach einem leichten Rückgang im Jahr 2019 (-2 %) wieder kräftig, nämlich 14,4 Prozent.
Unterschiede in DACH
Unterschiedlich entwickeln sich die Märkte in Österreich und der Schweiz. In Österreich betrug der gesamte Tabakwarenumsatz 2019 rund 3,2 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 0,3 Prozent. Wie die Monopolverwaltung GmbH (MVG) weiter mitteilt, ging der Zigarettenabsatz allerdings um 0,8 Prozent auf 11,8 Milliarden Stück zurück. In der Schweiz ist die Anzahl der verkauften Zigaretten 2019 um 2,8 Prozent auf 8,9 Milliarden Stück und damit erstmals unter die Neun-Milliarden-Marke gefallen, wie die Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung ausweist.
Analog zu den Vorjahren forcieren die Hersteller quer durch die Tabak-sortimente die Nachfrage mit Innovationen. Auch die Verpackungsdiskussion ist in der Branche angekommen. JTI (Japan Tobacco International) verzichtet bei seinem Stopftabak „Winston“ bei den Mega- und Giant-Boxen auf den Kunststoffhenkel. Diese Massnahme baut auf bereits erfolgten Schritten zu nachhaltigeren Verpackungslösungen auf. Zuvor wurde bereits durch eine Verkleinerung und Reduzierung der Materialstärke bei den Winston-Mega- und Giant-Boxen den Kunststoffanteil um etwa zehn beziehungsweise 16 Prozent verringert. Seit Mitte September 2020 stellt auch Philip Morris bei seinen Marken „L&M Red Label“ und „Chesterfield Red“ die Volumentabak-Packungen „Giga-Boxen“ (280 Gramm) bei gleichem Preis und Inhalt auf neue kompakte „Super Boxen“ um. Dadurch werden im Vergleich zur bisherigen Verpackung 16 Prozent Plastik eingespart.
Neuheiten treiben die Nachfrage
Auch sonst treiben die Hersteller die Nachfrage im volumenstarken Feinschnittsegment fleissig mit Neuheiten. So hat Reemtsma jetzt mit dem „West Red Volume Tobacco Zip Bag“ (200 Gramm) sein Feinschnittsegment erweitert. Damit soll sich die Marke im zuletzt zunehmend gefragten Feinschnittsegment zusätzliches Absatzpotenzial erschliessen.
Ein weiterer starker Treiber sind die Grosspackungen. Das Segment der Zigarettenpackungen mit 30 Stück und mehr hat laut JTI mittlerweile eine Bedeutung von rund 30 Prozent am Gesamtmarkt (ohne Automaten). Knapp acht Prozent entfallen auf Packungen mit einem Preis von über zehn Euro – und dass, obwohl es solche Angebote erst seit Anfang 2019 gibt.