Milchalternativen: Voll im Trend

Freitag, 28. Oktober 2022
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Milchalternativen eilt der Ruf voraus, gesünder und auch nachhaltiger zu sein als Milch. Das Markant Magazin ONE ist dem nachgegangen.

Sie sind mindestens vegetarisch, oft sogar vegan, werben mit regionalen Zutaten und niedrigen Kohlendioxid-Äquivalenten – Alternativen zu Milch liegen im Trend. Das tierische Original steht bei immer mehr Menschen in der Kritik, sei es, weil ihm der Ruf von Tierleid anhaftet oder es als Mitverursacher des Klimawandels gilt. Andere ziehen Milchalternativen vor, weil sie auch bei einer Kuhmilchallergie konsumiert werden können und laktose- und cholesterinfrei sind. Manche Sorten sind auch glutenfrei, Milch allerdings auch.

Das Angebot an pflanzlichen Milchalternativen ist mittlerweile gross und variantenreich. Denn die Drinks lassen sich aus vielen Rohstoffen herstellen: von Soja, Hafer, Mandeln, Reis bis hin zu Kartoffeln oder Erbsen, doch mehr als zwei Drittel des Absatzes bestanden 2021 der GfK zufolge mittlerweile aus Hafer. Der wesentliche Herstellungsschritt ist jedoch bei allen Sorten nahezu identisch: Die Rohstoffe werden eingeweicht, mit Wasser zu einem feinen Brei vermahlen, zentrifugiert und durch kurzes Erhitzen haltbar gemacht. Hinzu kommen individuelle Verfahren. So werden Mandeln manchmal vor dem Quellen noch geröstet, um so ihr nussiges Aroma zu verstärken. Dinkel, Hafer und Reis wiederum brauchen Enzyme, die ihre Stärke zu Zucker abbauen. Zuletzt werden manche Sorten gesüsst, mit Aromen versetzt und anschliessend abgefüllt.

Bewertungskriterien
Kuhmilch hingegen ist ein Unikat. Ihr Geschmack, ihre Zusammensetzung, ihre Konsistenz und ihr Mundgefühl sind einzigartig. Zudem ist sie eine Nährstoff-Bombe, sie enthält laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) unter anderem hochwertiges Eiweiss, leichtverdauliches Fett, viele Mineralstoffe und die Vitamine A, B und D. Pflanzliche Milchalternativen können dies nicht leisten. Viele Hersteller statten sie daher mit Zusätzen aus, etwa in dem sie Vitamine hinzugeben. Eine häufige Zutat sind auch Meeresalgen, die durch ihren hohen Calcium-Gehalt das fehlende Mineral im Drink ersetzen.

Bei der Bewertung der Umweltbilanz spielt hingegen die Herkunft der Rohstoffe eine entscheidende Rolle. Denn auch Hafer, Soja und Co. müssen angebaut, geerntet und transportiert werden. Zu den umfangreichsten Studien zur Umweltverträglichkeit von Milchalternativen im Vergleich zu Kuhmilch zählt die Arbeit der Universität Oxford, die neben den Treibhausgasen auch den Wasserverbrauch, die Gewässerbelastung und die Landnutzung verglichen hat. Demnach werden für die Herstellung von Milchalternativen weniger Treibhausgase freigesetzt, Land verbraucht und Gewässer belastet als für die Produktion von Milch. Wenn es allerdings um den Wasserverbrauch geht, sieht die Sache laut den Wissenschaftlern jedoch anders aus: Für die Produktion von Mandel- und Reisdrinks sind grosse Mengen an Wasser erforderlich. Positiv schneidet vor allem der Haferdrink ab: Das Getreide lässt sich lokal produzieren, was grosse Mengen an Wasser und Transportemissionen einspart.

 

Preise im Vergleich

H-Milch vs. Sojamilch
Während in 2021 der Durchschnittspreis im Regal für 1 Liter H-Milch 1,12 Euro betrug, stieg dieser in 2022 auf 1,32 Euro (+17,8%). Der Anstieg von Sojamilch fiel hingegen moderater aus. Der Preis von 2,31 Euro stieg auf 2,35 Euro (+1,7%). Der Preisabstand zwischen Milch und dem pflanzlichen Ersatzprodukt lag im Zeitraum zwischen 2019 und 2022 im Jahr 2021 mit 1,20 Euro am höchsten, dieses Jahr wird er auf 1,03 Euro beziffert.
Quelle: Markant, Basis: Industriemarken

Aktionspreise - Milch vs. Pflanzlich
Der durchschnittliche Aktionspreis für Milch/Milchersatz liegt in 2022 bei 1,06 Euro, im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Preisanstieg von 8,1 Prozent. Der Preis für das pflanzliche Ersatzprodukt ist hingegen stabil geblieben (2021: 1,78 Euro; 2022: 1,77 Euro), der Preis ist sogar um 1 Cent gesunken. Wie bei den Durchschnittspreisen im Regal auch, lag der Preisabstand zwischen den beiden Produkten in 2021 am höchsten (0,80 Euro). In diesem Jahr wird dieser auf 0,71 Euro beziffert und ist damit um 11,25 Prozent gesunken.

Quelle: Markant, Basis: Industriemarken

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Statements

Wann werden Milchalternativen billiger sein als Milch? Stimmen aus der Branche

Das ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch aus steuerlicher Sicht eine interessante Frage. Hafer-, Mandel-, Soja- und Erbsenprotein-Alternativen werden in Deutschland nach wie vor mit 19 Prozent besteuert, während für Kuhmilch der ermässigte Steuersatz von 7 Prozent anfällt – da läuft grundsätzlich noch Einiges schief! Umso wichtiger ist es, dass diese Thematik mehr Aufmerksamkeit erhält. Dennoch sind wir positiv gestimmt, dass sich dieses Ungleichgewicht bessert und dass sich die krasse Schere verkleinert. Die Konsumenten werden immer sensibler und offenerer für die gesunde vegane Alternative.
Jennifer Schäfer, Gründerin und Geschäftsführerin bei Unmilk

Pflanzliche Bio-Drinks sind aktuell zum Teil schon günstiger als Bio-Milch. Das ist bemerkenswert, denn pflanzliche Drinks werden mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert und damit im Vergleich zur Milch staatlich um zwölf Prozent verteuert. Milch wird nämlich mit nur sieben Prozent Mehrwertsteuer besteuert. Das bleibt für Konsumenten weiterhin unverständlich. Im Zuge der Ernährungswende, werden wir uns in Zukunft immer mehr über die True Costs, also die verursachten gesamtgesellschaftlichen Kosten von Produkten, unterhalten. Wir unterstützen diese Diskussion.
Bernd Esser, Geschäftsführer der Berief Food GmbH

Die Preisgestaltung hängt von vielen Faktoren ab, aber grundsätzlich ist die Ausgangs-situation für pflanzliche Drinks eine komplett andere, weshalb ein Vergleich nicht ganz fair ist. Neben dem unterschiedlichen Steuersatz profitiert die Milchwirtschaft seit vielen Jahrzehnten von Subventionen. In der Regel deckt der Kuhmilchpreis im Einzelhandel nicht einmal die Produktionskosten der Milcherzeuger. Wir agieren also in einem System, das die Tierhaltungsindustrie massiv bevorteilt, das muss sich ändern – besonders auch, wenn man die Umweltauswirkungen bedenkt. Der Weltklimarat hat im letzten IPCC-Report erneut bestätigt, dass die Umstellung auf pflanzliche Ernährung ein wichtiger Faktor bei der Gestaltung eines nachhaltigeren Lebensmittelsektors sein kann.
Roland Griesebner, Sales Director DACH bei Oatly

Qualitativ hochwertige Produkte – sowohl Milch als auch Milchalternativen – werden im Sinne einer auf allen Ebenen verantwortungs-bewussten und partner-schaftlichen Wertschöpfung und Vermarktung immer preiswert, also ihren Preis wert sein. Diesen Werten haben wir uns verschrieben.
Dr. Andreas Helm, COO der Black Forest Nature GmbH

Produkte

Berief
«3,8% Barista» ist eine von drei Neuheiten, die Berief Ende Juli auf der Biofach vorgestellt hat. Die Variante speziell für den Kaffee ist leicht süss, durch ihren höheren Fettgehalt cremig und liefert einen stabilen Schaum. Wie auch die beiden anderen Neuheiten 1,5% und 3,5% ist Barista aus glutenfreiem Hafer, Soja und Sonnenblumenkernen hergestellt. Vegan, glutenfrei, laktosefrei.
www.berief-food.de

DUG 
Von Schweden breitet sich die nächste Generation an Milchalternativen aus: DUG, auf Basis von Kartoffeln. Das Produkt wird von dem 2016 gegründeten Start-Up Veg of Lund AB vermarktet, einem Spin-off des Instituts für Lebensmitteltechnik der Universität Lund. Dort wurde das Produkt in drei Sorten entwickelt: «Original», «Unsweetened» und «Barista», alle frei von Laktose, Milch, Soja, Gluten und Nüssen.
www.dugdrinks.com

Landliebe 
Die Marke Landliebe hat ihr Sortiment erstmals um vier pflanzliche Produkte ergänzt. Die Landliebe Drinks in den Trend-Sorten «Mandel», «Mandel ohne Zucker», «Hafer» sowie die Variante «Barista Hafer» sind ohne Zusatz von künstlichen Aroma- und Konservierungsstoffen aus glutenfreiem Hafer und Mandeln hergestellt. Glutenfrei, laktosefrei.
www.landliebe.de

Oatly 
Die Barista-Edition von Oatly wurde speziell für den Genuss in Kaffee entwickelt. Sie ist rein pflanzlich und lässt sich gut schäumen. Oatly weist die Barista Edition mit 0,5 Kilogramm CO2-Äquvivalenten aus.
www.oatly.com/de-de/

Unmilk
Mit dem Do-It-Yourself Haferdrink Pulver von Unmilk lassen sich nur durch die Zugabe von Wasser aus 750 Gramm Pulver acht Liter Haferdrink anmischen. In nur drei Schritten fertig: Pulver in die Flasche, mit Wasser aufgiessen, kräftig schütteln und trinken.
www.unmilk.com

Velike
Ab dem 1. November 2022 führt Velike! eine frische «Bio Crème Fraîche»-Alternative auf Haferbasis mit Herkunftsgarantie im praktischen 150-Gramm-Becher ein. Der verwendete Hafer in Bioland-Qualität stammt von Höfen aus dem Schwarzwald und weiteren baden-württembergischen Regionen. Die «Bio Crème Fraîche»-Alternative kommt ohne Kokos- oder Palmfett aus und ist laktose- und sojafrei.
www.ve-like.de