Knackig, saftig, süss

Mittwoch, 25. August 2021
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Der Apfel zählt nicht nur zu den beliebtesten Obstsorten der Deutschen, er ist laut Statistischem Bundesamt auch das am meisten geerntete Baumobst in Deutschland. Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit pro Kopf mehr als zwölf Kilogramm Äpfel geerntet.

Es gibt viele hundert verschiedene Apfelsorten, von denen aber nur etwa 30 bis 40 Sorten eine Marktbedeutung haben. «Der Einzelhandel bietet durchschnittlich fünf bis zehn Apfelsorten», sagt Joaquin Sanz, Einkäufer und Verkäufer bei Iberiana. Dabei seien in Deutschland die beliebtesten Sorten Elstar, Braeburn, Gala und Jonagold. Einige eignen sich gut zum Verzehr, andere sind wiederum ideal zum Kochen und Backen.

Neue Sorten – neue Chancen

In den vergangenen Jahren verzeichnen laut Beobachtung von Iberiana vor allem die Club-Sorten einen steigenden Trend. Mit dem Rückgang des Verbrauchs von roten Sorten und dem Anstieg des Verbrauchs von zweifarbigen und gelben Sorten wurden die Flächen zum Anbau der Clubsorten wie Evelina, Envy, Pink Lady, Kanzi, Ambrosia oder Opal in Italien und Spanien weiter ausgebaut. Die Club-Äpfel überzeugen vor allem durch Stabilität im Geschmack, Festigkeit und Qualität. Iberiana geht daher davon aus, dass sowohl Anbau als auch die Nachfrage weiterwachsen wird.

Im Angebot von neuen Sorten sieht der Markant Partner die Möglichkeit, den Abverkauf am Point of Sale zu fördern. Innovationen machen den Markt aber auch interessanter für den Kunden und bietet dem Handel die Chance, sein Profil zu schärfen. Interessant sind hierbei die neuen Sommersorten aus Italien. Dabei handelt es sich um die drei amerikanischen Sorten Cosmic Crisp, Giga und RedPop, die in Norditalien angebaut werden. «Diese überzeugen nicht nur durch ein ausserordentliches Geschmackserlebnis, sondern vor allem durch optimale Lagerfähigkeiten und lange Haltbarkeit. Ausserdem sind die Neuen sehr robust und erleichtern so das Handling im Regal», erklärt Walter Pardatscher, Direktor des Verbandes der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG). Sie werden in Oktober/November geerntet und können bis August/September vermarktet werden. Darin liegt auch ihr grosser Mehrwert, denn sie könnten in den kommenden Jahren die Übersee-Ware ersetzen, was mit kürzeren Transportwegen und einer entsprechenden CO2-Reduzierung einhergeht. Der Verband hat durch seine Sortenstrategie die Weichen für die Zukunft gestellt und versucht durch neue, innovative Markenkonzepte letztendlich den Weg aus der Commodity zu finden.

Insgesamt hat sich VOG zum Ziel gesetzt, das ganze Jahr den «richtigen» Apfel anzubieten. Dieses Ziel habe sich auch während der Pandemie nicht verändert: nur eine hohe und gleichbleibende Qualität des Produkts schaffe es, die Verbraucher zu erobern und für sich zu gewinnen und nur so sei es möglich, in Zukunft das Kaufverhalten der Konsumenten positiv zu beeinflussen. Ein reichhaltiges Sortiment, also verschiedenste Sorten und Marken, sei hierfür essentiell. «Wir haben optimale Grundvoraussetzungen: das Klima und der Boden sind in Südtirol geradezu ideal um Äpfel von höchster Qualität anbauen zu können. Ausserdem verfügen unsere Bauern über einen hohen Professionalisierungsgrad. Hinzu kommt die Leidenschaft für einen Beruf, der von Generation zu Generation weitergegeben wird», so Walter Pardatscher.

«Der VOG ist ein verlässlicher Partner, der zu jedem Zeitpunkt und vor allem das gesamte Jahr über den richtigen Apfel anbieten kann – aus integriertem oder biologischem Anbau stammend», so Pardatscher. In der biologischen Produktion erreicht der Verband mittlerweile ein Mengenvolumen, dass eine ganzjährige Lieferung ermöglicht.

Relevante Kaufkriterien

Erscheinungsbild, Frische und eine lange Haltbarkeit sind wichtige Kaufkriterien. Die deutschen Konsumenten achten zunehmend aber auch auf die Herkunft ihrer Lebensmittel. «Regionalität ist in diesem Sinne für die Kunden ein echter Mehrwert. Das ist vor allem auch dann der Fall, wenn regional gut angepasste Sorten angebaut werden und zusätzlich noch Beiträge zum Erhalt der Arbeitsplätze in der Region und der lokalen Kulturlandschaft erbracht werden», sagt Petra Lack, Geschäftsführerin der Werder Frucht GmbH.

Der LEH sollte bei Äpfeln nach Empfehlung von Werder Frucht auf regionale Ware setzen, weil in den Monaten September/Oktober bis etwa Mai deutsche Äpfel aus der Region für frischen und nachhaltigen Genuss stehen. «Frisch, weil die Transportwege kurz sind und die Lagerdauer gering. Nachhaltig, weil keine aufwändigen Kühltransporte aus Übersee nötig sind und die Äpfel unter kontrollierten und integrierten Bedingungen in Deutschland erzeugt werden», führt die Expertin weiter aus.

Regionale Qualitätsstandards

Attraktive Chancen bieten dem Handel auch regionale Qualitätsstandards wie beispielsweise das Qualitätszeichen Baden-Württemberg bei Äpfeln. «Durch die Verwendung von regionalen Qualitätsstandards wird das Vertrauen der Kunden in die Ware gestärkt. Am Beispiel QZBW erkennt der Endverbrauer sofort den Ursprung Baden-Württemberg und verbindet damit qualitativ hochwertige und vor allem auch frische Produkte», sagt Larissa Lorch, Qualitätsmanagementbeauftragte bei der Obst vom Bodensee-Vertriebsgesellschaft mbH.

Durch die Platzierung von Äpfeln mit Länderqualitätszeichen kann der Handel die reichhaltige Kulturlandschaft von zum Beispiel Baden-Württemberg und Bayern an den Endverbraucher kommunizieren und so das Vertrauen der Kunden in die Qualität der Produkte steigern. «Das Siegel kann am POS dabei eine Signalwirkung erzielen. Kunden, die regional erzeugte Ware bevorzugen, können vom Sortiment überzeugt und neu gewonnen werden. Zudem können unter Umständen höhere Preisstufen durchgesetzt werden», so Lorch. Am Beispiel des Qualitätszeichen Baden-Württemberg schaffe die Verwendung also einen Mehrwert für den Handel, oft auch über das Bundesland hinaus.

Grösstes Obstanbaugebiet Nordeuropas

Die wichtigsten Anbaugebiete für Äpfel liegen in Baden-Württemberg, in Sachsen-Anhalt und im Alten Land bei Hamburg. Das Alte Land bietet optimale Voraussetzungen für den Obstanbau und ist das grösste zusammenhängende Anbaugebiet für Obst in Nordeuropa. Über eine Gesamtlänge von 35 Kilometern erstreckt sich das Anbaugebiet in Elbnähe von Stade bis nach Hamburg. Die Obstanbaufläche beträgt zirka 10 500 Hektar, der Apfelanbau nimmt mit rund 90 Prozent der Anbaufläche die wichtigste Rolle ein. Im Schnitt werden 300 000 Apfel geerntet. «Jeder dritte in Deutschland produzierte Apfel kommt aus dem Alten Land. Aktuell sind die Voraussetzungen für die Ernte im kommenden Herbst sehr gut und wir rechnen mit einer überdurchschnittlichen Ernte», erklärt Jürgen Faby, Geschäftsführer bei Faby Fruchtgroßhandel

Eine jährliche Durchschnittstemperatur von rund neun Grad Celsius, über 1500 Stunden Sonne, ungefähr 750 Millimeter Niederschlag im Jahr und das geringe Frostrisiko bieten optimale Bedingungen für das Wachstum saftiger Früchte. Zum anderen ist der Marschboden besonders fruchtbar. Und nicht zuletzt haben die Elbe mit ihren Nebenflüssen und die zusammenhängende Grabenlandschaft eine positive und temperaturausgleichende Wirkung auf den Reifeprozess.

Der hohe Grundwasserspiegel sorgt zudem dafür, dass die Pflanzen auf den Obstplantagen hervorragend mit Wasser versorgt werden. «Durch diese optimalen Anbaubedingungen verfügt der Handel bei Äpfeln aus dem Altes Land über extrem schmackhafte Früchte, die sich ausserdem durch eine sehr gute Haltbarkeit auszeichnen. Durch modernste Lagermethoden sind unsere Früchte zwölf Monate im Jahr verfügbar und schmecken immer wie frisch gepflückt. Weiter zeichnen sich unsere Früchte durch einen weit überdurchschnittlichen Zuckergehalt aus», so Jürgen Faby.

Innovative Präsentation am POS

Aber auch mit Informationen zum Apfel kann der Handel beim Verbraucher punkten. Eine neuartige Präsentation von Äpfeln hat der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse (VIP) konzipiert. Auf Basis einer sensorischen Analyse hat VIP jede einzelne Apfelsorte nach ihrem Geruch, Geschmack, inneren Werten und Aussehen detailliert beschrieben. Abgerundet wird die innovative Präsentation mit emotionalen Produktfotos. Die Hintergrundfarbe der Bilder vermittelt dabei einen ersten Hinweis zur Geschmacksrichtung der Apfelsorte: süsse Äpfel sind vor einem roten Hintergrund abgebildet, süss-feinsäuerliche Äpfel vor Orange, süss-saure Äpfel vor Gelb und säuerliche vor Grün. «Diese Produktbilder eröffnen im Zusammenspiel mit den sensorischen Beschreibungen dem Konsumenten einen neuen Zugang bei der Apfelwahl. Als zusätzlicher Hinweis können dem Apfelliebhaber zur jeweiligen Sorte die passenden Rezepte dargestellt werden», sagt Benjamin Laimer, Head of Marketing bei VIP. Diese Apfelpräsentation ist mit einem interaktiven Totem am Point of Sale umsetzbar. Der Konsument hat die Möglichkeit selbstständig auf einem Touchscreen die Informationen zur jeweiligen Sorte sowie dazugehörige Rezepte anzuschauen und auszudrucken.

«Wir von VIP möchten Apfelliebhaber in die verschiedenen Geschmackswelten der einzelnen Apfelsorten einführen und zwar mit einer attraktiven, emotionalen und zugleich informativen Produktpräsentation, die den Stellenwert des Apfels wesentlich erhöht», sagt Laimer. Der Apfel solle zukünftig nicht mehr nur als gesunder Snack wahrgenommen werden, sondern den Konsumenten einen einzigartigen Genussmoment schenken. Wie dies gelingen kann, zeigt laut VIP seit Jahren die Weinwelt. «Mit detaillierten sensorischen Beschreibungen steigert sie die Lust auf den Genuss von Wein, weckt Emotionen und vermittelt zugleich Informationen zu den einzelnen Weinsorten. Dieses Potenzial können wir auch für die Präsentation der Apfelsorten nutzen, schliesslich weisen Äpfel ebenso eine Vielfalt an sensorischen Eigenschaften auf», erklärt Laimer.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Apfelsorten

Im vergangenen Jahr wurden 977 Tsd. Tonnen Äpfel in Deutschland geerntet. Die beliebtesten (am häufigsten gekauften) Sorten 2020:
• Elstar (17 %)
• Braeburn (12,3 %)
• Gala (12,2 %)
• Jonagold/-gored (9,1 %)
• Pink Lady/Cripps Pink (6,8 %)
• Golden Delicious (2,7 %)
• Kanzi (2,1 %)
• Pinova (1,4 %)
• Cox Orange/Holsteiner Cox (1,1 %)
• Cameo, Rubens,Honeycrunch (0,5 %)

Quelle: Deutsches Obst & Gemüse

 

Im Zeichen von Qualität

Zahlen, Daten und Fakten zum Apfel-Markt in der Schweiz und in Österreich.

Schweiz
Laut dem Schweizer Obstverband wurden 2020 rund 138 767 t Tafeläpfel geerntet. Dies entspricht einem Plus von 6 % gegenüber dem Vorjahr. In den Kantonen Thurgau, St. Gallen, Graubünden, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden wurden insgesamt 62 810 t angebaut, damit stammt 45 % der Apfelernte aus der Ostschweiz. Insgesamt verzehren die Schweizer mehr als 16 kg Äpfel pro Kopf und Jahr. Damit ist der Apfel auch bei den Eidgenossen das beliebteste Obst. Gala ist der meistangebaute Apfel in der Schweiz. Von dieser Sorte ernten die Bauern jährlich knapp 37 000 t, danach folgen der Golden Delicious mit 17 000 t und der Braeburn mit 13 000 t.

Österreich
In 2020 wurden in Österreich laut Statista 160 000 t Äpfel geerntet, dies ist ein Rückgang um 15 % gegenüber dem Vorjahr. Davon wurden über drei Viertel in der Steiermark geerntet. Laut Erwerbsobstanlagenstatistik sind Äpfel – neben Beeren und Nüssen – die wichtigsten Obstsorten Österreichs. Auf knapp der Hälfte der Obstanbaufläche in Österreich wachsen Äpfel. Ganze 21 kg Äpfel verzehren laut der Organisation «Land schafft Leben» die Österreicher pro Kopf und pro Jahr. Damit ist das heimische Obst auf Platz 1 und hängt damit die Banane mit weitem Vorsprung ab (Pro-Kopf-Konsum pro Jahr: 12,7 kg). Etwa ein Fünftel der Apfelanlagen wird nach Angaben von «Land schafft Leben» biologisch bewirtschaftet. Damit produziert Österreich circa 10 % der gesamten Menge an Bio-Äpfeln in Europa und reiht sich neben Ländern wie Italien oder Deutschland unter die «Big Five» Europas ein. Ein grosser Anteil der heimischen Bio-Äpfel wird in das europäische Ausland exportiert. Nur etwa die Hälfte landet in den Regalen der Märkte im Inland. Insgesamt sind 12 % aller in Österreich verkauften Äpfel Bio.