Faktenreport E-Zigarette

Dienstag, 28. Mai 2024
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E-Zigaretten standen lange in Verruf und werden oftmals immer noch mit konventionellen Zigaretten in einen Topf geworfen. Dagegen und gegen fehlerhafte Empfehlungen kämpft der Verband des E-Zigarettenhandels.

Der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) ist verärgert. Zum einen, weil weiterhin der Mythos herumgeistert, dass auch nikotinhaltige E-Zigaretten für  Lungenerkrankungen und Todesfälle verantwortlich sein könnten. Zum anderen, weil die vom VdeH vertretenen Produkte in vielen Diskussionen immer noch mit konventionellen Zigaretten in einen Topf geschmissen werden, ohne zu differenzieren, obwohl die E-Zigarette gar keinen Tabak enthalte. «Eine unrühmliche Rolle nimmt dabei die Weltgesundheitsbehörde WHO ein mit ihren fehlerhaften Empfehlungen und irreführenden Schlussfolgerungen», kritisiert Oliver Pohland, Geschäftsführer des VdeH. «Obwohl es mittlerweile wissenschaftlicher Konsens ist, dass E-Zigaretten wesentlich weniger schädlich sind als Tabak-Zigaretten.» Dies basiert auf einer Vielzahl von Studien. «Auch die Politik ignoriert leider weiterhin viele richtige und wichtige Argumente rund um die Themen Gesundheits- und Verbraucherschutz.» Dem gegenüber stellt der VdeH seinen «Faktenreport 2023/24».
 
Sinkende Zahl an Fachhändlern
In der 60-seitigen Broschüre listet der VdeH auf, was es zum Thema E-Zigarette nicht nur Neues, Relevantes und Wissenswertes gibt, sondern untermauert Fakten mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien und Argumenten. Eingeleitet wird der Report mit einer Betrachtung der Branche, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat. So ist die Zahl der stationären Fachhändler in Deutschland gegenüber der letzten Erhebung (2021/2022) von 1800 auf aktuell 1200 gesunken. Mitverantwortlich dafür, sagt der VdeH, sei die «unverhältnismässig hohe Besteuerung» der Branche. Am 1. Juli 2022 erhob der Staat erstmalig Tabaksteuer für Flüssigkeiten, die mit E-Zigaretten konsumiert werden. Seit Januar hat sich die Abgabe bei einer handelsüblichen Liquid-Flasche (zehn Milliliter) von 1,60 auf 2,0 Euro erhöht. Welche Auswirkungen die Steuer hat, die in den nächsten Jahren auf 2,60 beziehungsweise 3,20 Euro heraufgesetzt wird, zeigt ein Blick auf die Produkttypen. Seit die E-Zigarette unter die Tabaksteuer fällt, ist der Sortimentsanteil der Flüssigkeiten zum Nachfüllen um fast die Hälfte geschrumpft – auf 38,5 Prozent. Basis-Liquids (0,3 %) spielen im stationären Handel fast gar keine Rolle mehr. Inzwischen decken Konsumenten ihren Bedarf an Basis-Flüssigkeiten verstärkt über diverse Internet-Plattformen und Online-Marktplätze. Steuerfrei! Im Netz werden zudem illegale Billig-Produkte angeboten, die nicht den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. 
 
Siegeszug der Disposables
Mit Einweg-Geräten verbuchten stationäre Händler dagegen 2022 attraktive Umsätze. Während die Disposables noch ein Jahr zuvor praktisch keine Relevanz hatten, stiegen sie auf wie Phönix aus der Asche – zur wichtigsten Kategorie mit einem Anteil von 24,2 Prozent. Angetrieben wurde der Siegeszug des typischen Convenience-Produkts auch durch Tankstellen. Derzeit sieht der VdeH aber einen rückläufigen Trend. Gleichzeitig freut sich der Verband aber, dass immer mehr Menschen über Einweg- an Mehrwegprodukte herangeführt werden. Insbesondere vorbefüllte, geschlossene Pod-Systeme verzeichneten zuletzt Zuwachsraten. 
Zum Thema Umsatzentwicklung äussert sich der VdeH in seinem Faktenreport zurückhaltend. Trotz des neuen Rekords im Jahr 2023, der bei rund 800 Millionen Euro liegen dürfte (+33 % vs. Vj.). «Wir rechnen nicht damit, dass sich der positive Trend fortsetzen wird.» Neben den beschlossenen Steuererhöhungen begründet der VdeH seine Skepsis «mit anhaltenden Fehlinformationen durch Politik und Behörden sowie ideologischen Forderungen nach Einschränkungen der Aromenvielfalt». Dadurch werde das gesundheitspolitische Potenzial der E-Zigarette praktisch eliminiert. Obwohl laut WHO jeder zweite Raucher an den Folgen des Tabakkonsums stirbt.
Die E-Zigarette, bei der ein meist nikotinhaltiges Liquid erhitzt wird, gilt indessen als effizientes Mittel zur Harm Reduction, da das Produkt Shoppern die Möglichkeit biete, Nikotin auf weniger schädliche Weise zu konsumieren. Deshalb appellieren viele Wissenschaftler an die WHO, Politiker und Gesundheitsorganisationen, ihre Blockadehaltung aufzugeben. Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags hat 2018 den Umstieg ehemaliger Raucher auf die E-Zigarette als «überaus positiv» bewertet. «Dies wird aber bis heute weitestgehend ignoriert», bedauert der VdeH und verweist auf den Bundesdrogenbeauftragten Burkhardt Blienert, der aromatisierte Liquids verbieten will. «Das hätte gravierende Folgen für die Gesundheit der Konsumenten», befürchtet Pohland. Die Vielfalt an Geschmacksrichtungen sei mitverantwortlich für einen erfolgreichen Umstieg vom Rauchen auf die weniger schädliche E-Zigarette. Welche Auswirkungen eine Einschränkung haben könnte, zeigte sich in San Francisco. Nachdem die Grossstadt 2019 aromatisierte Liquids verboten hatte, stieg der Konsum von Tabakzigaretten stark an. 

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Info

Elektro-Einweg-Zigaretten bestehen aus einer Batterie, die nicht wiederaufgeladen werden kann. Was batteriebetrieben ist, gilt als Elektroschrott. Dieser sollte zum Wertstoffhof oder zur nächsten Supermarkt-Kasse gebracht werden, damit er recycelt werden kann. Wichtig: Seit Mitte 2022 sind alle grösseren Super- und Drogeriemärkte gesetzlich verpflichtet, kleineren Elektroschrott (bis 25 cm Kantenlänge) kostenfrei zurückzunehmen.
 
 

Produkte

Philip Morris
Das Unternehmen bringt erstmals zwei E-Zigaretten-Varianten auf den deutschen Tabakmarkt. «Veev One», eine Premium-Vape-Variante in sieben verschiedenen Geschmacksrichtungen - von Fruchtaromen über Menthol bis hin zu Tabak - in Form von Pods. Auch als Einweg E-Zigarette «Veev Now», in sechs Geschmacksrichtungen erhältlich (ohne Classic Tobacco).

Mindo
«Fuyl Pod» ist die neueste Reihe des Herstellers. Das System bestehet aus einem per USB-C wiederaufladbaren Akkuträger und den dazugehörigen, austauschbaren Pods in acht original Dinner Lady Geschmacksrichtungen. Das E-Liquid ist hergestellt in Grossbritannien.