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Jeden zweiten Euro kassiert der deutsche Handel heute per Kartenzahlung. Besonders rasant steigen die kontaktlosen Transaktionen an – und dürften durch neue Verfahren noch mehr Schub erfahren.
Rund 225 Milliarden Euro Umsatz hat der deutsche Einzelhandel (ohne Tankstellen, Apotheken, Versandhandel, E-Commerce) 2019 per Kartenzahlung eingenommen, das sind 15,5 Milliarden Euro oder gut sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Damit werden jetzt mehr als 50 Prozent vom Einzelhandels-Umsatz bargeldlos beglichen. Diese Zahlen hat das EHI Retail Institute in seiner Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2020“ zusammengetragen. Der stärkste Wachstumstreiber war einmal mehr das girocard-System (ehemals electronic cash-System) der Deutschen Kreditwirtschaft. Dieses konnte an den Kassen des Einzelhandels um 15 Prozent (19,9 Mrd. Euro) auf 149,5 Milliarden Euro zulegen. Kreditkarten sind ebenfalls seit drei Jahren im Aufwind. Sie haben ihren Anteil um 0,7 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent des Umsatzes erhöht. Das unterschriftbasierte SEPA-Lastschriftverfahren verliert dagegen weiter Anteile.
Ältere ziehen mit
Auch greifen die Kunden immer häufiger schon bei kleineren Beträgen zur Karte. In den letzten zwei Jahren ist der Durchschnittsbon bei girocard-Zahlungen von 43,76 Euro auf 40,85 Euro gesunken, bei Kreditkarten sogar von 54,91 Euro auf 41,72 Euro. Dieser Trend dürfte sich laut EHI seit Corona durch die intensive Nutzung von kontaktlosem Bezahlen – auch bei Kleinstbeträgen – noch verstärkt haben. 87,1 Prozent der girocard-Terminals im Handel bieten bereits das kontaktlose Verfahren an. Und es wird von den Kunden auch genutzt – mit stark steigender Tendenz: Im Dezember 2019 erfolgten 35,7 Prozent der girocard-Transaktionen kontaktlos, und in der Corona-Krise kletterte dieser Wert schnell auf rund 45 Prozent. Insgesamt ist laut EHI damit zu rechnen, dass der Kartenanteil am Umsatz jetzt deutlich schneller ansteigt als noch vor Jahresfrist erwartet: auf über 58,1 Prozent im Jahr 2022.
Mit kontaktlosen Verfahren spricht der Handel jüngere und ältere Kunden gleichermassen an. Das zeigt eine Umfrage von infas quo im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. Bereits in den ersten Wochen des Lockdowns steigerten die 16- bis 29-Jährigen ihre kontaktlosen Einkäufe um 26 Prozent und die über 60-Jährigen um 16 Prozent. Die Umfrage zeigt auch eine ausgeprägte Affinität der Älteren zu modernen mobilen Lösungen: 63 Prozent der 60-plus-Gruppe kennen die digitale girocard im Smartphone und liegen damit sogar leicht über dem Durchschnitt.