Der stationäre Handel im Wandel

Mittwoch, 07. Mai 2014
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Das Trendforschungsinstitut „2b AHEAD ThinkTank“ beleuchtet die Zukunft des Handels. Prognose: Der stationäre Handel steht zwar vor einem tiefgreifenden Wandel, seine Tage sind aber noch nicht gezählt.

Der herkömmliche Standardshop wird „Schritt für Schritt verschwinden“, glauben die Trend-forscher von„2b AHEAD ThinkTank“. Das sei aber keineswegs das Ende des stationären Handels. Denn: An die Stelle der bisherigen Shopformate würden Ladenflächen im Premiumbereich treten und an Bedeutung gewinnen. „Händler müssen selbst ihr bisheriges Geschäftsmodell angreifen, sonst verlieren sie die Macht über ihr eigenes Geschäft“, sagen die Autoren der Studie und betonen: „Der stationäre Handel hat eine Zukunft – wenngleich sie anders aussieht als die Vergangenheit.“ Die Studie des Instituts benennt wesentliche strategische Treiber für die Zukunft des Handels. Sie zeigt zugleich an konkreten Beispielen, wie zukunftsorientierte stationäre Händler bereits heute in Pilotprojekten die Strategien der Zukunft testen. Der Fokus der Studie liegt auf den konkreten Zukunftsstrategien des stationären Handels: Wie können die stationären Händler, die Handelsketten, aber auch die Betreiber von Einkaufszentren und Malls auf die Angriffe von Amazon, Zalando und anderer E-Commerce-Anbieter reagieren? Zwei Hauptstrategien werden als Erfolg versprechend empfohlen: Im Economy-Segment, also bei den traditionellen Geschäften mit austauschbaren Sortimenten und großem Preiseinstiegsanteil, empfehlen die Trendforscher die weitgehende Verschmelzung des stationären Ladens mit digitalen Geräten und den Logiken des E-Commerce. Die zentrale Rolle dabei spielt das mit eigenen intelligenten Angeboten zu besetzende Handydisplay der Kunden. Zudem könne der stationäre Handel mit digitaler Technologie neue lukrative, aber bislang unbesetzte Verkaufsorte erschließen.

Neue Kanäle erschließen

Das Premium-Segment des stationären Handels hingegen unterscheidet sich vom Economy-Segment signifikant. Hier wollen Kunden nicht das schnellste, kostengünstigste und rationalste Kauf­ergebnis. Stattdessen wollen sie durch den Verkaufsort und die gekauften Produkte ihre Identität ausdrücken. Entsprechend empfehlen die Forscher eine Strategie des „Identitätsmanagements“. Filialen sollen konsequent zu Ereignis-Orten werden. Dies bedeute nicht „permanente Party und Konzerte“, sondern das Schaffen eines Ortes, mit dem die Kunden ihrem eigenen Ego sowie ihren Communities beweisen könnten, dass sie zu einer bestimmten Identität zugehörig sind. Eigenmarken sollen in dieser Strategie zu Coaches werden und Verkäufer zu Identitätsmanagern.

Internet nur als Ergänzung

Bei allen Anstößen und Ideen: Die Forscher rufen nicht nach Revolution. „Seien Sie skeptisch bei Trendstudien, die prognostizieren, dass sich Ihre Branche von heute auf morgen vollständig verändert“, schreiben sie. Die meisten stationären Händler könnten ihre Geschäfte noch jahrelang fortführen. Zwar mit ständig sinkenden Umsätzen – aber immerhin. In erster Linie solle die Studie eine Einladung an die stationären Händler sein, parallel zum langsam niedergehenden klassischen Geschäft in überschaubaren Pilotprojekten neue Zukunftsansätze zu entwickeln und damit Schritt für Schritt mehr Umsatz zu machen, als im etablierten Geschäft wegbricht. Dass der stationäre Handel beileibe kein Auslaufmodell ist, belegt auch die Markenstudie der MARKANT. Ihr Fazit:„Lang lebe der stationäre Handel“. Das Internet sei nur eine Ergänzung im Multichannel-Vertrieb. Die Mehrheit der befragten Verbraucher lehnt es kategorisch ab, nur noch online einkaufen zu können. Auch IFH-Geschäftsführer Dr. Kai Hudetz ist überzeugt vom künftigen Erfolg der Händler, die stationär gut aufgestellt sind. Vor allem dann, wenn sie ihre Online-Optionen konsequent nutzen (siehe „Statement“).

News

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Statement

Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer, IFH Köln
„Die Zukunft für stationäre Händler liegt abseits von Amazon und einigen wenigen reinen Online-Händlern ganz klar im Cross-Channel-Handel. Konsumenten nutzen alle Kanäle und können nur von solchen Unternehmen umfassend bedient werden, die die On- und Offline-Welt verknüpfen. Händler, die stationär gut aufgestellt sind und ihre Online-Optionen nutzen, haben auch künftig Erfolg.“

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