Zur Bedeutung von Leckerlies im Sortiment

Mittwoch, 06. Dezember 2017

Malte Hübers, Vorsitzender der Fachgruppe Industrie im Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF)

Welche Bedeutung hat das Segment der Leckerlies?
Die Nachfrage nach Snacks hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Insbesondere im Hundesegment sind sie ein bedeutender Umsatzfaktor, denn die Halter haben im vergangenen Jahr 495 Millionen Euro dafür ausgegeben – Tendenz jährlich zwischen drei und sechs Prozent steigend. Katzenhalter kauften dagegen Snacks im Wert von 235 Millionen Euro ein.

Was sind die Trends bei der Entwicklung?
Snacks gibt es als Leckerli für zwischendurch, als gesundes Nahrungsergänzungsprodukt und als Belohnung beim Training, Tierarzt oder Spaziergang. Hochwertige Produkte, die eine gesunde Ernährung und Entwicklung der Heimtiere gewährleisten, sind dabei der Wachstumstreiber im Markt. Viele Tierhalter bevorzugen Erzeugnisse ohne Zusätze wie Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe oder Farbstoffe. Es gibt vegetarische Kausnacks für Hunde oder spezielle Varianten zur Reduzierung von Zahnstein, Plaque und Mundgeruch. Häufig sind die Leckerlis trocken, es gibt jedoch auch einige in halbfeuchter Form. Selbst Bio-Snacks sind im Angebot wie Kekse mit Apfel-Minze, Banane, Möhre oder Rind.

Welche Eigenschaften und Zutaten sind bei Leckerlies derzeit gefragt?
Leckerlies sollen hochwertig und funktionell sein: hochwertig in Bezug auf Nachhaltigkeit und die Zusammensetzung der Rohstoffe, da es immer mehr ernährungssensible Tiere gibt. Und funktionell im Hinblick aus den Mehrwert. Zahnpflegesnacks sollen beispielweise die Zähne reinigen, Belohnungssnacks müssen schnell einsetzbar sein. 

Werden Leckerlies gezielt oder spontan gekauft?
Funktionale Snacks werden gezielter gekauft, da sie zu einem besonderen Zweck eingesetzt werden. Auch hier gibt es bei guter Beratung Zusatzkäufe für die Bedürfnisse des Tieres. Snacks zum Verwöhnen werden oft «mitgenommen», wobei manche Halter gerne einen Vorrat zu Hause haben und deshalb gezielt kaufen.

Unterscheiden sich die Halter der verschiedenen Heimtierarten in ihrem Kaufverhalten?
Die Menschen verbringen immer mehr Zeit mit ihren Heimtieren. Alle Heimtierarten haben heute eine höhere soziale Stellung als noch vor Jahren. Die Halter möchten ihre tierischen Familienmitglieder verwöhnen. Gleichzeitig sollen diese dabei gepflegt werden. Zudem beschäftigen sich Tierfreunde viel mehr mit ihren Tieren, so dass Trainee-Snacks gerne gekauft werden

 

Weil´s der Liebling wert ist

Leckerlies für Hunde und Katzen sind die Süsswaren der Tiernahrung: kritisch ausgesucht, impulsiv gekauft, mit Liebe verfüttert. Was dies für den Händler und seine Umsatzmöglichkeiten bedeutet.

Die Grosseltern hielten sie noch draussen, die Eltern liessen sie ins Haus und bei den Kindern dürfen sie ins Bett: Das Verhältnis der Deutschen zu Hund, Katze und Co. hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. 72 Prozent der Tierhalter hierzulande geben laut Mintel an, ihr Tier wie ein Kind zu behandeln – damit ist Deutschland europaweit Spitzenreiter. Den Grund darin sieht Katya Witham, Senior Food & Drink Analystin bei Mintel, in «sinkenden Geburtenraten, der Zunahme von Einpersonenhaushalten und steigenden Scheidungsraten.» Dies alles trüge dazu bei, dass Haustiere zu einem Ersatz für menschliche Gesellschaft geworden sind. Witham ergänzt: «Ihre Besitzer behandeln sie wie ein Familienmitglied oder gar wie ein Kind.» Interessanterweise profitieren vor allem die Snacks von der neuen Ebene der Tierliebe. Sie sind eines der am stärksten wachsenden Segmente innerhalb der Tiernahrung und machen bereits jetzt ein Viertel des Marktes aus – Tendenz steigend. «Snacks zahlen auf die emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier ein, weil Katzen- und Hundebesitzer ihre Vierbeiner damit belohnen», erklärt Hubert Wieser, Geschäftsführer bei Nestlé Purina PetCare.
 

Möglichst natürlich und unverfälscht

Entsprechend anspruchsvoll sind die Halter, wenn es um die Qualität dieser Produkte geht. 67 Prozent haben an die Qualität des Futters dieselben Erwartungen wie an die ihrer eigenen Lebensmittel. «Der Trend geht hin zu natürlichen und möglichst nicht verarbeiteten Snacks», sagt Marko Mihaljevic, Vertriebsleiter bei Yarrah Organic Petfood. Deshalb interessieren sich die Tierhalter heute ebenso dafür, wie die Produkte hergestellt wurden, wie für das, was drin ist. Sie fragen Produkte nach, die fettarm sind oder ohne den Zusatz von Inhaltsstoffen wie Weizen oder Zucker auskommen – free from ist das Stichwort. Künstliche Hilfsmittel wie Farb-, Konservierungsstoffe oder Aromen sind verpönt. «Die Hundehalter wollen ihrem Fellfreund etwas Gutes tun und vermeiden, dass er auf bestimmte Stoffe reagieren könnte», erklärt Christian Borghs, Senior Marketing Manager Pet bei Spectrum Brands. Nestlé Purina hat sich daher das Ziel gesetzt, bei den Snacks bis 2023 ganz auf künstliche Farbstoffe zu verzichten. «Ausserdem sind Monoproteine im Trend, also Snacks aus einer einzigen Proteinquelle wie Hühnchen, Fisch oder Lachs und ohne Ergänzungen wie einen Knuspermantel beispielsweise», erklärt Dieter Meyer, Leiter Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bei Vitakraft.

Convenience für den Lernerfolg

Zuletzt müssen sich Snacks gut handhaben lassen. «Sie dürfen nicht fettig oder schmierig sein, da man sich nach dem Füttern nicht immer gleich die Hände waschen kann», erklärt Meyer. Das spricht zudem für wiederverschliessbare Tüten. Dieser Convenience-Aspekt ist insbesondere für Hundehalter wichtig, da sie Leckerlis gerne unterwegs geben: für gute Leistung auf dem Hundeplatz oder zur Beruhigung beim Tierarzt. Für den optimalen Lernerfolg muss die Belohnung etwa innerhalb einer Sekunde als angenehme Konsequenz auf ein Verhalten hin folgen. Sie müssen also schnell einsetzbar sein. Bei Katzen ist das anders. «Hier spielt der Belohnungsgrund eine geringere Rolle. Sie erhalten ihre Leckerlis bei gemeinsamen Verwöhnmomenten und der anschliessenden Kuscheleinheit», sagt Hubert Wieser.

Hochfunktional im Zusatznutzen

Snacks von heute können noch mehr. «Sie sollen nicht nur belohnen, sondern einen Zusatznutzen aufweisen», so Christian Borghs. Schon längst nicht mehr werden den Produkten einfach nur Vitamine zugesetzt. Die jüngste Generation rückt speziellen Zipperlein zu Leibe. So enthält die neue Range von Spectrum Brands beispielsweise Leinsamenöl als einen Beitrag zu glänzendem Fell, Glucosamin und Chondroitin zur Unterstützung des Bewegungsapparates, Chicoréewurzel für die Darmflora und Pfefferminz und Petersilie als traditionelle Mittel gegen Mundgeruch. Über diesen Mehrwert lassen sich zudem die preissensibleren Verwender erreichen.
Generell gilt jedoch, dass für Leckerlies eine grosse Zahlungsbereitschaft herrscht, die teils sogar über der für die tägliche Tier-Ernährung liegt – darin sind sich mehrere Hersteller, etwa Yarrah und Nestlé Purina, einig. Dabei steigt die Zahlungsbereitschaft noch, wenn es sich um ein hochwertiges Produkt handelt. «Wenn es uns gelingt, dem Tierbesitzer den Zusatznutzen von Premium- und Super-Premium-Produkten zu vermitteln, ist der Preis nicht das ausschlaggebende Kriterium für ihn», sagt Hubert Wieser und lässt das Unternehmen kontinuierlich in Forschung und Entwicklung investieren.

Impulsstark

Im Vergleich zum Hauptfutter zeigt sich noch ein Unterschied. «Hundebesitzer sind bei Leckerlies experimentierfreudiger. Während sie meist langfristig einer Hauptfuttersorte treu bleiben, probieren sie bei den Leckerlis neue Sorten und Marken aus», erklärt Borghs. Hier ist also der Anteil an Spontan- und Testkäufen sehr hoch – eine Chance, die der Handel nutzen kann, indem er auf attraktive und aufmerksamkeitsstarke Platzierungen setzt. Nicht ohne Grund vergleichen die Markenhersteller Tiersnacks mit Kaugummis oder Süssigkeiten, die in eine gut sichtbare und von jedem gut erreichbare Hochfrequenzzone gehören.

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Tipps

Wie sich Leckerlies am besten in Szene setzen lassen, um den Abverkauf zu fördern

Zweckgebundene Snacks und Leckerlies mit besonderer Wirkung werden geplant, Beschäftigungssnacks und Belohnungen überwiegend spontan gekauft. Damit wird auch klar, wo Snacks positioniert werden müssen. Yarrah zufolge gehören sie wie Kaugummis oder Süssigkeiten daher in eine gut sichtbare und von jedem gut erreichbare Hochfrequenzzone, um möglichst viele Tierhalter anzusprechen.

Vitakraft empfiehlt zudem, Tiernahrung mit Hilfe von Kampagnen saisonal in Szene zu setzen und etwa Anlässe wie Halloween oder Weihnachten bei der Vermarktung wahrzunehmen. So wollten die Verbraucher ihre Freude an solchen Ereignissen mit den Tieren teilen. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile zum Beispiel Adventskalender für Hunde und Leckerlies in Halloween-Motiven.  
 

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