Nur satt werden ist nicht genug

Freitag, 01. Juni 2018
StockFood (Lumen Kiado)

Mehr Qualität und mehr Genuss, fleischlose Alternativen sowie Konzepte für unterwegs: Die aktuellen
Food-Trends bieten reichlich Innovationspotenzial für neue Fertiggerichte.

Im hektischen Alltag haben Verbraucher heute oft wenig Zeit, täglich frisch zu kochen. Zugleich werden traditionelle Essenszeiten vermehrt durch situatives Essen ersetzt. Fertiggerichte sind daher für viele die schnelle und einfache Alternative, um den Hunger zu stillen. Doch nur «satt werden» ist heute nicht mehr genug. Essen – und das gilt gleichermassen für den Verzehr von Fertiggerichten – ist auch ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und individuellen Bedürfnissen, mit denen man sich von anderen bewusst abgrenzen will. Der Convenience-Gedanke geht somit einher mit einem deutlich gewachsenen Qualitäts- und Gesundheitsbewusstsein sowie individualisierten Genussansprüchen vieler Verbraucher. Dabei spielen Natürlichkeit und Transparenz in der Rezeptur und bei den Zutaten eine tragende Rolle: Zusatzstoffe beispielsweise zur Konservierung, Geschmacksverstärkung und Aromatisierung sind zunehmend unerwünscht. «Verbraucher erwarten heute echten Geschmack ganz ohne Tricks oder Geheimnisse», heisst es beim Tiefkühlkost-Spezialisten Frosta, dem Pionier für TK-Fertiggerichte ohne Zusatzstoffe und Aromen.

Gefragt: Mehrwert-Konzepte

Hinzu kommen weitere Trends in der Ernährung, die sich unter anderem auch bei den Fertiggerichten widerspiegeln. Dazu zählen proteinreichere Rezepturen, vegetarische und vegane Produkte, laktose- und glutenfreie Fertiggerichte, Bio-Produkte, fett- und zuckerreduzierte Angebote sowie Superfoods für das gesunde Plus in der Ernährung. In einer globalisierten Welt gewinnen neben der heimischen Küche verstärkt auch authentische Geschmackswelten aus fernen Ländern weiter an Bedeutung. Und in der stark mobilen Gesellschaft finden die Mahlzeiten, besonders Frühstück und Mittagessen, zudem immer häufiger ausserhalb der eigenen vier Wände statt: unterwegs, am Arbeitsplatz, in der Schule, auf Reisen. Für die Hersteller bieten sich damit immer wieder neue Anlässe und Möglichkeiten, ihre Fertiggerichte-Ranges zu aktualisieren, neue Konzepte auch für das «On-the-go»-Essverhalten zu entwickeln und damit weitere Zielgruppen anzusprechen. 

TK-Spezialist Frosta ist beispielweise angetreten, mit drei neuen Gemüsepfannen den vegetarischen Speiseplan zu erweitern. Superfood-Zutaten wie Cranberries oder Quinoa sollen darüber hinaus einen gesunden Mehrwert liefern. Eden, nach eigenen Angaben Hersteller der gleichnamigen ältesten vegetarischen Marke der Welt, startet aktuell mit einem ganz neuen Sortiment durch, um eine trendbewusste Käuferschicht anzusprechen. Zu den insgesamt 17 Artikeln der Range zählen ab Juni unter anderem Trinksuppen, Eintöpfe und Happy Bowl Food Sets für exotische Kochabenteuer. Alle Produkte sind Bio, mit natürlichen Zutaten hergestellt und zu 100 Prozent vegetarisch, versichert das Unternehmen.

Renaissance der Suppen

Suppen erleben laut Continental Foods eine Renaissance, die sich laut Hersteller auch in einem über drei-prozentigen Wachstum der Kategorie widerspiegelt. Die aktuelle Nachfragesituation bedient das Unternehmen mit der Produktfamilie «Neue Welten» unter der Marke Erasco. Sie zeichnet sich durch internationale vegane Rezepturen mit Superfood-Zutaten sowie beliebte aromatische Gewürze wie Kokosnussmilch, Ingwer oder Curry aus und verzichtet auf Zusatzstoffe. Nach Angaben des Herstellers passen die insgesamt drei Sorten mit ihrem Konzept bestens in einen schnelllebigen Alltag und in die Mittagspause am Arbeitsplatz. Snacks für unterwegs in Bio-Qualität versprechen bei der aktuellen Trendmarke Foodster von Zamek ebenfalls neue Impulse für den Fertiggerichte-Markt. Die Rezepturen der Bechergerichte und Beutelsuppen folgen dabei ebenfalls internationalen Food-Trends.

Natürlichkeit ist eine Trumpfkarte, die immer mehr Hersteller von Fertiggerichten ausspielen, um ernährungsbewusste Verbraucher für ihre Produkte zu gewinnen. Unilever beispielsweise hat die Knorr «Natürlich Lecker!»-Produktrange aktuell um zwei neue italienische Würzmischungen für Spaghetti-Gerichte erweitert. Maggi will die Konsumenten wieder zum Selberkochen motivieren und unterstützt mit der Premium-Produktreihe «Ideen vom Wochenmarkt» eine Küche, die auf kreative Verwendungsmöglichkeiten, einfache Zutatenlisten und natürliche Zutaten setzt. Da rund zwei Drittel der Käufer den Point of Sale als Inspirationsquelle nutzen würden, könne der Handel mit dem Produktsortiment zudem für höhere Verbundumsätze sorgen, argumentiert das Unternehmen. Denn zu den Rezeptlösungen würden hochwertige frische Zutaten benötigt.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

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Das Koch- und Essverhalten der modernen Verbraucher

Neue Geschmackswelten, Gesundheit, natürliche Zutaten und Convenience: Das sind laut Nestlé-Studie «So kocht Deutschland» die Eckpfeiler moderner Ernährung. Auch Kreativität spielt danach bei jedem vierten Essen eine bedeutende Rolle – vor allem für die Zielgruppe der Millennials (geboren zwischen 1980 und 1995), deren Mindset derzeit den Markt massgeblich beeinflusst. Sie sind experimentierfreudig in ihrem Essverhalten; knapp ein Viertel ist sich jedoch in der Zubereitung exotischer Gerichte unsicher. 44 Prozent der heute 23- bis 38-Jährigen können sich zudem vorstellen, beim Kochen Convenience-Produkte einzusetzen. Komplette und einfache Rezeptlösungen, die dennoch einen authentischen Geschmack liefern, sind demnach beliebt.

Quelle: Nestlé

 

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Ein Statement der GfK zum Thema «ready to eat»

Zunehmende Erwerbstätigkeit und die Ganztagsbetreuung vieler Kinder in Kindergärten und Schulen haben dazu geführt, dass in immer mehr Haushalten in Deutschland das warme Mittagessen an den Werktagen Montag bis Freitag ausfällt. Immer häufiger wird die warme Mahlzeit zu Hause auf die Abendstunden verschoben. Aber auch am Abend wird immer seltener klassisch gekocht, im Sinne einer Zubereitung der Mahlzeit mit frischen Zutaten, die einzeln parallel oder aufeinanderfolgend zubereitet werden. Man könnte etwas überspitzt sagen, dass der Alltagskoch in Deutschland ein Auslaufmodell ist. Immerhin ist – dass zeigen die GfK Analysen – der Anteil der Haushalte, die als Alltagsköche bezeichnet werden können, in nur vier Jahren um 20 Prozent zurückgegangen. Neben dem gelegentlichen Kochen mit Premiumprodukten, nehmen vor allem das Kochen am Wochenende und die Ready-to-eat-Zubereitung deutlich zu. Nun trifft dieser Trend mit einem ebenfalls deutlich ausgeprägten Gesundheitstrend zusammen. Eine klassische Paradoxie unserer heutigen Zeit, man kann oder will das Essen nicht mehr frisch zubereiten, aber gleichzeitig möchte man sich gesund ernähren. Was früher die Quadratur des Kreises war, wird heute durch innovative Lebensmittelhersteller wahrgemacht. Bio, glutenfrei, vegetarisch, vegan, exotische Gewürze und alles schnell zuzubereiten, indem, im extrem convenienten Fall, nur das Glas geöffnet wird und der Inhalt schnell erwärmt werden muss. Heute kein Problem und für viele auch kein Widerspruch mehr. So hat man als zeitgestresster Mensch in unserer beschleunigten Welt zumindest das Gefühl, dass das, was man zu sich nimmt, gesund ist. Die Art der Einnahme der Mahlzeit bleibt aber die andere Seite der Medaille, denn Essen als Musse, als Genuss und Regeneration ist negativ mit Ready-to-eat korreliert. Da helfen auch die gesunden Zutaten nicht. Das, was gegessen wird, ist zwar gesund, die Art, wie gegessen wird, hilft dagegen nicht, den (Zeit-) Stress abzubauen und das Glücksgefühl zu steigern. Aber immerhin hat man sein Gewissen in Bezug auf eine Dimension des Essens beruhigen können. Immer noch besser als gar nichts und daher hilfreich und sicher weiter im Trend. Und vielleicht trägt der Trend dazu bei, die Diskussion um gesunde Ernährung wieder ein wenig zu entmoralisieren.

Dr. Robert Kecskes, GfK Consumer Panels & Services, Global Insights Director

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Die Traditionsmarke Erasco bietet jetzt drei «Neue Welt»-Suppen in den Sorten Vegane Kürbis-Karotte mit Quinoa, Rote-Linsen-Curry mit Hühnchen und Kokos sowie Süsskartoffelsuppe mit Chorizo und Chili.

Die Produktreihe Maggi «Ideen vom Wochenmarkt» besteht aus Würz-Mixen, Würz-Pasten zum Braten und zwei Bio Bouillons, die mit frischen Zutaten wie Pak Choi oder Süsskartoffeln kreatives Kochen ermöglichen.

Die Food-Sets «Happy Bowl» bringen den Bowl-Trend aus den USA nach Deutschland und ermöglichen ein einfaches Selberkochen von ausgewogenen, trendigen Gerichten.