Neue Umsatzträger

Mittwoch, 24. Juli 2019
Foto: F1online

Bei Tabakwaren müssen Händler ihr Angebot kontinuierlich anpassen, um keine Kunden zu verlieren. Denn in rascher Folge kommen neue ­Packungsformate, Zubehörartikel und E-Zigaretten auf den Markt.

Die Sortimentspflege bei Tabakwaren ist für den Lebensmittelhandel eine ständige Herausforderung. Die Produktauswahl verändert und vergrössert sich im Monatstakt – sowohl im klassischen Bereich der Zigaretten und Feinschnittprodukte nebst deren Zubehör, als auch bei den sogenannten «Next Generation Products».

Mit welch grosser Dynamik sich der Markt bewegt, zeigen regelmässig die Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Danach ging in die Deutschland die Steuer auf Tabakwaren von April bis Juni 2019 im Vergleich zur Vorjahreszeitraum um 3,4 Prozent auf sieben Milliarden Euro zurück. Während Zigaretten, Feinschnitttabak sowie Zigarren und Zigarillos in dieser Periode allesamt rückläufig waren, nahm der Absatz von Pfeifentabak, der schon seit einigen Jahren zulegt, um 14,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2018 zu. Zum Pfeifentabak zählen die Statistiker auch Wasserpfeifentabak und Tabakprodukte für elektrische Tabakerhitzer.

Marktverschiebung Richtung E-Zigaretten

Der Markt verschiebt sich also unter anderem in Richtung der Next-Generation-Products mit E-Zigaretten und Heat-not-burn-Produkten (erhitzte, aber nicht verbrannte Tabakstränge) mit Systemen wie dem IQOS von Philip Morris. Der Gesamtumsatz mit E-Zigaretten könnte in Deutschland bis Ende dieses Jahres auf bis zu 900 Millionen Euro klettern, schätzt der Verband des eZigarettenhandels. 2010 hatte er bei gerade einmal fünf Millionen Euro gelegen. Zu den Markenanbietern zählen BAT mit der Marke Vype, JTI (logic) Philip Morris (IQOS), Reemtsma (myblue) und Juul.

Philip Morris forciert die Vermarktung seines Systems IQUOS und der dafür nötigen Tabakstränge – HEETS genannt – nicht nur in den eigenen Stores, sondern auch verstärkt über Fachhandel, Tankstellen und Lebensmittelhandel. Dafür erhalten alle HEETS-Packungen seit Juli 2019 nach und nach neue Designs für eine leichtere Unterscheidung und bessere Sichtbarkeit im Regal oder Display.

JUUL Labs, nach eigenen Angaben der führende Anbieter von E-Zigaretten in den USA, ist seit Ende 2018 auch in Deutschland vertreten. Auch JUUL sieht ein grosses Wachstumspotenzial in Tabakfachgeschäften, Tankstellen, Convenience-Shops und Lebensmittelhandel in Deutschland. Das Unternehmen hat Vertriebskooperationen mit namhaften Tabakgrosshändlern geschlossen und sieht sich damit auf gutem Wege, bald in mehr als 30 000 Geschäften bundesweit vertreten zu sein.

Loser Tabak weiter auf Kurs

Im langfristigen Trend liegt auch der lose Tabak für selbstgedrehte (Roll your own) und selbstgestopfte (make your own) Zigaretten. Laut Nielsen gingen davon 2018 fast 23 Millionen Kilogramm über die deutschen Ladentheken, 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatzwert stieg sogar um 1,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Im Segment des «make your own», also des Stopftabaks für Filterzigaretten, verschiebt sich die Nachfrage in Richtung der Grossgebinde, die ein besonders günstiges Preis-Leistungsverhältnis haben.

Zur Verarbeitung von losem Tabak wird eine Reihe von Bedarfsartikeln benötigt, allen voran Zigarettenpapier, Filter, Hülsen sowie Dreh- und Stopfmaschinen. Blättchen und Hülsen gehören zu den wichtigsten Raucherbedarfsartikeln und sind insbesondere bei preisbewussten Rauchern gefragt. Auch in diesem Segment bringen Markenhersteller wie Gizeh und OCB  ständig Neuheiten auf dem Markt, die die Raucher aktiv im Geschäft nachfragen, weil die Innovationen dem Trend zum individuellen Rauchverhalten folgen. Interessante, weil spannenstarke Umsätze versprechen darüber hinaus höherpreisige Markenfeuerzeuge, Etuis, Aschenbecher und weitere Bedarfsartikel.

Wie beim losen Tabak schlägt das Preisargument auch bei den Zigaretten durch, und zwar quer durch alle Preissegmente. Philip Morris bestätigt: «Die nicht endende Nachfrage nach Grossformaten im Segment der Zigaretten macht auch vor Premium-Produkten nicht halt.» Deshalb hat das Unternehmen im August 2019 die neue Maxipackung «MARLBORO 4XL» mit 40 Zigaretten zu zwölf Euro in die deutschen Tabakregale gebracht. Ein Unternehmenssprecher unterstreicht den Preisvorteil: «Mit der 4XL-Packung im Vergleich zur OP (20 Stück) lassen sich mehr als zehn Prozent sparen.»

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Der Markt in Österreich und in der Schweiz
In Österreich sind die Absatzmengen von 2017 auf 2018 ­zurückgegangen: Es wurden 430 Mio. Zigaretten oder 3,6 % weniger verkauft, wie die Monopolverwaltung (MVG) mitteilt. Eine durchschnittliche Preiserhöhung von 29 Cent pro Packung hat dem Konsum von Fabrikzigaretten 2018 einen Dämpfer verpasst. Zudem wurden 2018 rund 88 Mio. Euro Umsatz mit Rauchtabak erzielt. Der Markt wächst um circa 1,9 % pro Jahr und wird nach einer Prognose von Statista im Jahr 2023 ein Volumen von 96,3 Mio. Euro erreichen. Ein Teil des Wachstums wird Shisha­tabak zugeschrieben, der bei jungen Rauchern beliebt ist.

In der Schweiz sinkt die Anzahl der verkauften Zigaretten seit 1996 kontinuierlich. Laut Eidgenössischer Zollverwaltung gingen 2018 die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr (9,6 Mio.) erneut um 4,1 % auf 9,2 Mio. Stück zurück. Der Schweizer Bund hat im Frühling 2015 die Abgaben für Rauchtabak (Feinschnitt, Pfeifen-/Shishatabak) von rund sechs Franken auf 60 Franken pro Kilo Tabak erhöht, woraufhin der offizielle Handel einbrach. Nach Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung sind die Importe von Shisha von rund 850 Tonnen 2014 auf weniger als 30 Tonnen 2016 eingebrochen und haben sich in den Folgejahren kaum erholt

 

Info

Feinschnitt und Volumentabak
Auch im Rauchermarkt gewinnt das individuelle Konsumverhalten an Bedeutung. Vor allem das Selbermachen von Zigaretten aus Feinschnitt bietet dem Verbraucher viele Möglichkeiten der Individualisierung. Der Handel partizipiert daran mit einem breiten Angebot an Feinschnitt und Volumentabak sowie Zubehör zum Drehen und Stopfen. Volumentabak hat im Vergleich zum Feinschnitt einen besonders grossen Umfang (Volumen). Vorteil für den Konsumenten: Dank der Fülle wird weniger Tabak benötigt. Auch lässt sich Volumentabak in den Stopfgeräten einfacher verarbeiten.