Im steten Wandel

Mittwoch, 02. Mai 2018
Fotolia (exclusive-design)

Bei aller Tradition ist auch der Wein- und Sektmarkt Trends unterworfen. Wohin sich die Nachfrage entwickelt und was für den Handel wichtig ist, zeigte die Fachmesse ProWein.

Bei aller Tradition – auch der Weinmarkt ist Trends unterworfen. Die Winzer und Küfer folgen einer differenzierten Verbrauchernachfrage, der Handel muss seine Sortimente anpassen. Einen aktuellen Überblick, welche Trends den Markt bewegen, lieferte die internationale Fachmesse ProWein.

Eine Konstante hat als Orientierungspunkt im Weinhandel unverändert Gültigkeit: Die deutschen Weine dominieren den hiesigen Markt. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, hatten die deutschen Weine 2017 einen unverändert hohen Marktanteil von 51 Prozent am gesamten Weinumsatz und von stabilen 45 Prozent an der hierzulande eingekauften Weinmenge. Mit 16 beziehungsweise zwölf und acht Prozent Anteil am Umsatz folgen die Weine aus Italien, Frankreich und Spanien, sind also ebenso unverzichtbar im Sortiment. Dies geht aus der aktuellen GfK-Weinmarktanalyse hervor

Durchschittspreis für Wein stabil

Ansonsten ist vieles im Fluss. In Deutschland gingen die Weineinkäufe 2017 insgesamt um drei Prozent in der Menge und um fünf Prozent im Wert zurück. DWI-Geschäftsführerin Monika Reule sieht dafür einen wesentlichen Grund im demografischen Wandel: «Wir stellen zwar erfreulicherweise fest, dass die jüngeren Verbraucher im Lebensmittelhandel etwas häufiger zum Wein greifen, diese Zuwächse können allerdings nicht die zurückgehenden Weineinkäufe der älteren Bevölkerung kompensieren.»

Im Lebensmitteleinzelhandel ist der Durchschnittspreis für Wein im Vergleich zum Vorjahr mit 2,92 Euro pro Liter stabil geblieben. Über den Ab-Hof-Verkauf sowie den Vertrieb durch den Fach- und Onlinehandel konnten die deutschen Erzeuger einen deutlich höheren Durchschnittspreis von 6,75 Euro erlösen, was einem Plus von drei Cent entspricht.

Der Lebensmittelhandel hat sich hierzulande als Einkaufsstätte für Wein weiter etabliert. 79 Prozent aller Weine wurden 2017 dort eingekauft. Davon entfielen 50 Prozent auf die Discountmärkte, die ihre Marktposition um zwei Prozentpunkte ausgebaut haben. Die klassischen Supermärkte, die in den vergangenen Jahren insbesondere durch die Ausweitung des regionalen Sortiments mit heimischen Weinen punkten konnten, haben ihren Marktanteil von 18 Prozent behauptet, ebenso die SB-Warenhäuser, wo elf Prozent aller Weine eigekauft wurden. Leicht rückläufig waren die Einkäufe direkt bei den Weinerzeugern sowie über die sonstigen Vertriebswege. Damit setzt sich der allgemeine Trend, seinen gesamten Haushaltsbedarf möglichst mit einem Einkauf zu decken, weiter fort.

Weisswein gewinnt, Rot und Rosé verlieren

Weissweine liegen bei den deutschen Verbrauchern weiterhin im Trend. Wie das DWI auf der internationalen Weinmesse ProWein mitteilte, waren im vergangenen Jahr 45 Prozent aller hierzulande eingekauften Weine weiss, was einem Zuwachs von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Rotweineinkäufe gehen schon seit 2008 kontinuierlich zurück – von 53 auf nunmehr 46 Prozent Marktanteil. Roséweine haben wie die Rotweine gegenüber 2016 einen Prozentpunkt verloren und kommen auf einen Marktanteil von neun Prozent.

DWI-Geschäftsführerin Monika Reule sieht als wesentlichen Grund für diese Entwicklung den allgemeinen Trend in der deutschen Bevölkerung zu einer bewussteren Ernährung. «Weissweine sind tendenziell etwas leichter als Rotweine. Sie sind zudem hervorragende Begleiter zur kalorienärmeren Küche.» Überdies weisen gerade deutsche Weissweine dank ihrer langen Reifezeit eine grosse geschmackliche Fülle auf. Diesen Trend bestätigten die Aussteller auf der ProWein: Insbesondere die eher leichteren und finessenreichen Weissweine des Jahrgangs 2017 seien beim Handel «sehr gut» angekommen, da sie auch dem aktuellen Geschmackstrend der Verbraucher entsprächen. Welche weiteren Themen spielen in der Zukunft eine Rolle? Auch mit dieser Frage setzte sich die ProWein auseinander. «Das Angebot zeigte, dass vor allem leichte, unkomplizierte und terroirbetonte Weine im Trend liegen», resümierte die Messeleitung.

Bio-Boom auch bei Wein

Zu den allgemeinen Ernährungstrends, die auch den Weinmarkt beeinflussen, gehört der Bio-Boom. Der Anteil von Bio-Wein am gesamten Weinmarkt in Deutschland ist von 0,6 Prozent im Jahr 2008 auf zuletzt mehr als fünf Prozent gestiegen, so die Mintel-Marktforschung. Bio-Winzer argumentieren nicht nur mit natürlichen Inhaltsstoffen, sondern zunehmend auch mit ihren authentischen, handwerklichen und ethischen Referenzen. Auch der deutsche Einzelhandel erweitert sein Bioweinsortiment. Im Jahr 2016 war «Bio» laut Mintel bei den in Deutschland registrierten Weinneueinführungen das am häufigsten angeführte Qualitätsmerkmal: Mehr als ein Viertel der Einführungen trug ein Bio-Claim. Der Anteil der Weine mit Bio-Angabe ist in den letzten fünf Jahren um zehn Prozentpunkte gestiegen: von 18 auf 28 Prozent. Viele Verbraucher honorieren die Bio-Arbeit der Winzer und sind bereit, mehr dafür zu bezahlen. Nicht nur in Deutschland, wo 22 Prozent der von Mintel befragten regelmässigen Weintrinker für Bio-Wein höhere Preise akzeptieren, sondern auch in Italien (27 %), Spanien (26 %), Frankreich (24 %) und Polen (22 %). Über allem steht aber die Qualität, wenn es um die Akzeptanz höherer Preise geht. In allen genannten Ländern sagen mehr als 70 Prozent der Weintrinker, für bessere Qualität auch höhere Preise zahlen zu wollen.

Seit Jahren gut entwickelt sich der Schaumweinmarkt in Deutschland, der Sekt, Champagner, Prosecco und andere Schaumweine umfasst. Das Statistik-Portal Statista weist für 2017 einen Umsatz von 662 Millionen Euro aus – zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Statista prognostiziert, dass der Umsatz im Segment Schaumwein 2018 auf etwa 675 Millionen Euro und bis 2021 sogar auf 710 Millionen Euro ansteigen kann. Zu den Wachstumstreibern beim Schaumwein gehören die alkoholfreien Varianten, aber auch einzelne etablierte Marken zeigen Zuwächse. So meldet Freixenet Deutschland für die Geschäftsentwicklung 2017 Bestnoten in allen Segmenten. Die Sektmarke Carta Nevada erreichte im deutschen Handel mit elf Prozent ein signifikantes Wachstum.

Nicht ganz so stark perlt das Champagnergeschäft. 2017 gingen die Lieferungen aus der Champagne nach Deutschland im Vorjahresvergleich um 0,8 Prozent auf 12,3 Millionen Flaschen zurück. Der Umsatz der Champagne-Häuser auf dem deutschen Markt lag dagegen mit 1,7 Prozent im Plus. Deutschland ist damit nach Absatz und Umsatz weltweit der Exportmarkt Nummer vier. Deutlich besser lief es in Österreich: Hier stieg die Nachfrage um fast 16 Prozent auf 1,52 Millionen Flaschen. Österreich rückte damit vom 18. auf den 17. Rang der wichtigsten Champagne-Exportländer weltweit vor.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Die Trendthemen der ProWein

6870 Aussteller aus 64 Ländern boten im März 2018 auf der Fachmesse ProWein in Düsseldorf einen weltweit einzigartigen Überblick über das aktuelle Wein-, Sekt- und Spirituosenangebot. Wie die Messe mitteilt, haben sich die meisten der insgesamt 60 000 Fachbesucher in diesem Jahr vor allem für die neuen Jahrgänge aus Deutschland, Frankreich und Italien interessiert.

Viel beachtet war auch das Bio-Angebot: Alle relevanten Bioverbände aus Deutschland, Italien und Frankreich sowie Aussteller aus aller Welt – insgesamt rund 300 Produzenten – präsentierten ihre Produkte.

Ein weiterer Trend sind Terroir-Weine, die den Wunsch vieler Verbraucher nach Authentizität in Herkunft und Geschmack bedienen. Terroir lässt sich in etwa übersetzen mit «Standortfaktoren eines bestimmten Stückes Land, welche die Eigenschaften der dort angebauten Kulturpflanzen beeinflussen». Neben Klima, Topografie und Boden spielt bei diesen Weinen auch eine besondere Geschichte hinter dem Produkt eine Rolle. Die Weine sind deshalb oft mit einer klaren Botschaft etikettiert. Reh Kendermann beispielsweise präsentiert Rebsorte und Terroir-Bezeichnung in grossen Lettern auf plakativ-farbigem Hintergrund. Der deutsche Lebensmittelhandel hat das Terroir-Konzept aufgegriffen und auch seine Eigenmarken damit erweitert.

Eine vollkommen neue Inszenierung unter dem Motto «same but different» erlebte das Thema Craft auf der ProWein. In trendiger Atmosphäre präsentierten 76 Aussteller aus 15 Ländern in einer eigenen Halle ausgefallene Biere, Spirituosen und Cider.

Mehr zum Artikel

Rotkäppchen erweitert sein Fruchtsecco-Sortiment um die Varianten Granatapfel  Alkoholfrei und Mango Alkoholfrei.

WZG

Um auch die Zielgruppe der Alkoholabstinenzler zu erreichen, erweitert die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft WZG ihre Weinrange Edition Gourmet um einen alkoholfreien Rivaner.

Mit C’est Moi launcht Freixenet jetzt auch ein französisches Markenweinkonzept.