Foto: stock.adobe.com/fotogestoeber
Das Oktoberfest wird 2020 wohl eher zu Hause gefeiert. Mit einer Innovationsoffensive feuert die Brauwirtschaft jetzt die private Konsumlaune an – gut für die Bierabsätze im Handel!
Kalt erwischt: «Die Bierabsätze der Gastronomie sind wegen der bundesweiten Schliessungen durch Corona nahezu komplett weggebrochen, auch der Export ist stark betroffen», klagt beispielsweise der Sprecher der Krombacher Brauerei. Auch die Absage des Oktoberfestes, von Schützenfesten über Konzerte bis hin zu Fussballspielen und anderen Sport-Grossveranstaltungen – ebenfalls ein Desaster für die Branche. «Rund acht Wochen lang konnte die Branche ihr Ausser-Haus-Geschäft vollumfänglich abschreiben», heisst es aus der Radeberger-Gruppe. Dort rechnet man trotz einer stufenweisen Öffnung der verschiedenen Formate mindestens bis September mit einer Fortsetzung der Durststrecke, möglicherweise sogar über dieses Jahr hinaus.
Gefragt - neue Konzepte
In dieser herausfordernden Zeit gilt es umso mehr, den Fokus zu erweitern und mit den Vertriebspartnern neue Vermarktungsideen und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Dazu soll auch die Gastro-Starthilfe der Paulaner-Brauerei-Gruppe beitragen. Sie stellt den Wirten für jeden in den Monaten Mai und Juni im Handel verkauften Kasten Bier (inkl. Alkoholfrei und Biermix) für die Wiedereröffnung jeweils einen Liter Freibier zur Verfügung. Insgesamt will Paulaner mit hochgerechnet rund vier Millionen Liter Bier ein Zeichen für die Gastro-Partner setzen. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie weit sich das Gastro-Geschäft unter den weiter bestehenden Abstands- und Hygienevorgaben überhaupt in den kommenden Monaten erholen kann.
Die Aktivitäten der Brauwirtschaft konzentrieren sich aktuell auf den LEH und die Getränkeabholmärkte. Hier läuft das Geschäft bisher weitestgehend stabil, beobachten die Branchenexperten. Bundesweite Aktionsoffensiven pushen schon seit Mai die Nachfrage. Dennoch kann dies nur bedingt Konsumanreize schaffen. Radeberger sieht das gesteigerte Aktionsgeschäft ohnehin mit Sorge, denn es mache Bier einmal mehr zu einem nur preisgesteuerten Artikel. Ein «gelernter», stabiler Preis dagegen vermittele Sicherheit, und diese sei in diesen Zeiten ganz besonders gefragt, heisst es aus dem Unternehmen.
Das Biererlebnis fördern
«Die grosse Herausforderung wird es für Handel und Verbraucher gleichermassen sein, zur Unbeschwertheit des Einkaufserlebnisses zurückzufinden», weiss man bei der Veltins-Brauerei. Gerade jetzt können Neuheiten beim Verbraucher punkten, ist man dort überzeugt und setzt mit dem «hellen Pülleken» ein Signal für noch mehr Spass beim Biergenuss. Dafür soll ein untergärig eingebrautes Bier sorgen, das nur mild gehopft ist und im optischen Auftritt leicht und nostalgisch anmutet.
Dem aktuellen Trend zu spritzig-leichtem Biergenuss tragen auch andere Brauereien mit neuen alkoholfreien und alkoholischen Biermischgetränken Rechnung, Radeberger unter anderem mit dem naturtrüben «Jever Fun Blutorange». Krombacher will mit dem «Limobier» gleich eine neue Generation von Biermixgetränken aus der Taufe heben, die mit nur noch 1,5 Prozent Alkoholgehalt weitere Verbraucherschichten mobilisieren soll.