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Im Zeitalter von Mobilität und Convenience avanciert die Dose wieder zum beliebten Kultobjekt. Der Handel hat sie flächendeckend gelistet und verzeichnet eine steigende Nachfrage am Point of Sale.
Die Dose ist leicht, handlich und bruchsicher, hält das Getränk länger kühl als andere Verpackungen, schützt den Inhalt optimal gegen Umwelteinflüsse wie Licht und Sauerstoff. Und sie lässt sich auch dorthin mitnehmen, wo Glas inzwischen nicht mehr erlaubt ist: in öffentliche Parks und auf Festivals. Damit trifft sie den Nerv der Zeit – vor allem den der jungen Generation. Hersteller und Handel profitieren zudem von einem kostengünstigeren Handling im Vergleich zu Glas, von ihrer Recyclingfähigkeit, von der Stapelfähigkeit und platzsparenden Lagerhaltung.
Pfand ist keine Kaufbarriere
Selbst die Zwangsbepfandung zu Anfang der Jahrtausendwende, für das einst dynamisch aufstrebende Gebinde zunächst fast ein «Todesurteil», ist nach Erkenntnissen der Brauereien heute kein Hemmschuh mehr, Dosenbier zu kaufen. Einer aktuellen Studie der Carlsberg-Brauerei zufolge lehnen nur 25 Prozent der Bierkäufer die Dose als Gebinde ab. 35 Prozent kaufen dagegen mindestens mehrmals im Monat Dosenbier. Das hohe Pfand wird akzeptiert, nur 16 Prozent sagen, dies sei für sie eine Kaufbarriere.
Der Handel unterstützt das Comeback mit kontinuierlichen Listungsausweitungen. Mit schlanker Form, stylischem Outfit und Sondereditionen hat die Dose ihr Schmuddelimage inzwischen längst abgelegt und ist zum Eyecatcher geworden – im Regal, im Fussballstadion, beim Picknick, auf dem Musikfestival und bei vielen anderen Gelegenheiten.
Zwar hat sich die von Umweltschützern nach wie vor kritisierte Aludose nicht ganz von ihrem tiefen Sturz aus den Handelsregalen erholt: Von 7,5 Milliarden Stück vor Einführung der Pfandpflicht 2002 war das Volumen im Folgejahr auf nur noch rund 300 Millionen zusammengeschmolzen. Derzeit liegt die Absatzmenge wieder bei cirka drei Milliarden Stück – so besagen Schätzungen des Forums Getränkedose. Nielsen gibt für 2018, bezogen auf die 0,5-Liter-Dose bei Bier/Biermix, ein Plus von über 19 Prozent an und beziffert den Anteil der in LEH und GAM verkauften Menge mit rund 7,5 Prozent am Biergesamtmarkt. Auch das britische Marktforschungsinstitut Mintel beobachtet zwischen 2009 und 2018 einen langsamen, aber kontinuierlichen Marktanteilsgewinn der Dose – von drei auf aktuell 19 Prozent.
Damit liegt der deutsche Dosenteil am heimischen Biermarkt allerdings noch um einige Prozentpunkte unter dem der Nachbarländer Schweiz und Österreich. Ohne den deutsche «Trittin-Effekt» konnte sich das Dosengebinde in der Schweiz seit 2005 mit einem durchschnittlichen jährlichen Mengenplus von zwei Prozent bis 2018 auf zuletzt 37 Prozent vorarbeiten, so ein Sprecher des Schweizer Brauerei-Verbandes gegen über dem MARKANT MAGAZIN. Und in Österreich dokumentiert die Brau-Bilanz von 2018 einen Anteil der 0,5-Liter-Dose von 22 Prozent am Gesamtausstoss der Brauereien; das entspricht rund 2,6 Millionen Hektolitern Bier in Dosengebinden (inklusive Export inländischen Bieres). Auch in Österreich und der Schweiz treibt das wachsende Convenience-Bedürfnis die positive Entwicklung der Bierdose an. Die Mehrwegflasche sei dagegen in der Schweiz bereits seit Jahren rückläufig und liege aktuell noch bei rund 15 Prozent Marktanteil, so der Experte der Schweizer Brauwirtschaft.
Recyclingquote von 99 %
Unterstützt wird die positive Entwicklung der Weissblechdosen-Verpackung in der DACH-Region allerdings auch durch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft mit einem Recyclinganteil von über 90 Prozent. Deutschland steht nach Einschätzung von Stephan Rösgen, Geschäftsführer des Forums Getränkedose, dabei sogar an der Spitze. Der Sprecher der Lobby-Organisation gibt für die Dosen hierzulande eine Recyclingrate von 99,1 Prozent an – diese gebe es nirgendwo sonst auf der Welt und auch für kein anderes Material.