Die Digitalisierung als Chance – unter diesem Thema fand im Rahmen des 111. MARKANT Handels-Forum in Karlsruhe ein Themenkongress statt. Praktiker und Experten aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft beleuchteten die digitale Zukunft.
Mehr als 1.000 Fachleute aus der Top-Markenindustrie, dem Lebensmittel- und Drogeriehandel haben am 111. MARKANT Handels-Forum in Karlsruhe teilgenommen. Dieser große Zuspruch beweist, dass das Handels-Forum, das schon seit 35 Jahren existiert, das bedeutendste Kommunikationsmedium in der Branche ist. „Hier leben wir Kooperation, wir reden nicht nur davon. Kooperation heißt auch zuhören und miteinander reden“, so Franz-Friedrich Müller, Geschäftsführer der MARKANT AG. Zu bereden gab es vieles. Die 232 Aussteller, darunter fast vierzig Neulieferanten (unter
www.markant-magazin.com stellen wir Ihnen einige davon vor), präsentierten aus allen FMCG-Gruppen Neuheiten und Konzepte mit Fokus auf die aktuellen Foodtrends wie Veggie oder Protein. Aber auch im Bereich Convenience und Lifestyle war der Innovationsgeist zu spüren, hier wurden etwa eine Schweinshaxe im Bratenschlauch, Birkensaft in der Dose und das erste Brot ohne Mehl und ohne Hefe präsentiert.
Gespür für Zukunftsthemen
Zukunftweisendes gab es nicht nur auf dem Handels-Forum zu sehen, über Zukunftweisendes wurde vor allem auch ausgiebig referiert. Unter dem Motto „Daten - Transparenz - Kundennähe: Die Digitalisierung als Chance!“ hat die MARKANT einmal mehr ihr Gespür für Zukunftsthemen mit strategischem Ausmaß bewiesen. “Daten sind das Öl der Zukunft, der Schmierstoff in den komplexen Wertschöpfungsketten unserer Branche – strategisch, operativ, aber auch im Hinblick auf die Bedürfnisse der Konsumenten“, mit diesen Worten eröffnete Franz-Friedrich Müller, Geschäftsführer der MARKANT AG, den im Rahmen des Handels-Forums stattfindenden Themenkongresses. Durch das Programm führte Jo Hiller, der Moderator des Wirtschafts- und Verbrauchermagazins Markt. Er stellte zugleich die Vergleichsfrage auf, was denn die Digitalisierung und der Brexit gemeinsam haben. Seine Antwort: „Ein Zurück wird es nicht geben. Wir wollen auch nicht zurück. Denn die Digitalisierung hat durchaus Vorteile, Chancen und Möglichkeiten.“
Echtzeitdaten relevant für den Umsatz
Den Auftakt des Kongresses gab Sven Gábor Jánszky, Trendforscher und Direktor des 2b AHEAD Think Tanks, mit seinem Vortrag über „Digitalisierung und Disruption – Treiber des modernen Handels“. Eine seiner Kernaussagen war: „Jeder, der das Datengeschäft kennt, weiß auch, dass sich das Verständnis von Daten
verändert hat. Viele Unternehmen denken noch, Daten sind Worte und Zahlen in Tabellen. Wer heute E-Commerce betreibt, der weiß, dass die statischen Daten in den Tabellen irrelevant sind. Für die Frage, wie sich ein Verbraucher für den Kauf im Hier und Jetzt entscheidet, sind hingegen Echtzeitdaten relevant.“ Damit mache der Handel Umsatz. Das einzig Neue im digitalen Transformationsprozess sei die Geschwindigkeit. Die Welt indes habe sich schon immer verändert. Daher ruft der Trendforscher zu folgendem Handeln auf: „Wir werden lernen müssen, die Dinge, die bisher richtig waren, zu vergessen, um offen zu sein für Neues. „Learn to unlearn“ sei dabei die wichtigste Kompetenz, die in Zeiten der Digitalisierung und Disruption gebraucht werde, um digitale Chancen und neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln zu können. Effizienz, Adaptivität und das Erkennen von Kundenbedürfnissen und damit Kundendaten sind dabei die Schlüssel, um die Digitalisierung als Chance zu nutzen.
Daten als Rückgrat aller digitalen Prozesse
Fakt ist: Die digitale Transformation erfordert ein strategisches Umdenken in der gesamten Konsumgüterbranche. Dem Misstrauen der Konsumenten kann nur durch Aufklärung, Offenheit und Ehrlichkeit entgegen gewirkt werden. Aus diesem Grund spielen einheitliche Datenstandards und ein möglichst einfaches Handling bei Produktinformationen für die Verbraucher eine wichtige Rolle. Die Bereitstellung von korrekten und stimmigen Artikel-Stammdaten ohne Medienbrüche durch die Hersteller dringt dadurch in den Mittelpunkt und ist absolut essentiell mit Blick auf eine nachhaltige Absatzförderung. Vor diesem Kontext referierte Holger Rendler, Geschäftsführer MARKANT Deutschland, zum Thema „MARKANT – verlässlicher Kooperationspartner für digitale Prozesse“. „Zukunft wächst durch Vertrauen. Vertrauen erfährt man durch offene und valide Informationen durch Transparenz“, so Rendler. Daten sind somit das Rückgrat aller digitalen Prozesse und unverzichtbar im digitalen Transformationsprozess. So will die MARKANT neue Informations- und Kommunikationswege aufbauen, wie etwa mit dem direkten Feedbacktool im zentralen Artikelstamm. Ziel ist hierbei, eine Verbesserung der Datenqualität herbeizuführen. Zudem bietet MARKANT neue Software-Leistungen an, die es den Handelspartnern ermöglicht, Produktrückrufe systemgestützt zu managen. „Denn gerade in Notfällen ist Transparenz, Offenheit und Schnelligkeit unterstützt durch digitale Prozesse unabdingbar“, so Holger Rendler.
Mit Innovation zu reduzierter Komplexität
Es gilt, die Digitalisierung als Chance zu nutzen und dabei den Mehwert, den die Technologie für den Nutzer bietet, ins Zentrum zu setzen. Davon ist Dr. Stephen Sigrist, Gründer und Leiter des Think Tanks W.I.R.E, überzeugt. Einleitend zu seinem Vortrag stellte er die Frage: „Was passiert mit der Digitalisierung des Essens?“ Fakt ist: Im Zentrum steht eine Personalisierung der Ernährung. Wachsende Transparenz, Inszenierung und Virtualisierung, Automation der Zubereitung und Demokratisierung der Produktion sind die Dimensionen, die das Thema ausmachen. Die digitale Transformation läuft indes schnell voran, die Rahmenbedingungen ändern sich ebenso rasant. Vor diesem Kontext warf Sigrist die nächste Frage auf: Wie nutzt man die Chancen, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt?“ Letztlich könne man die Möglichkeiten nur dann ausschöpfen, wenn man ein realistisches Verständnis davon habe, was der Kundennutzen sei. „Während sich die Technologie relativ schnell entwickelt, heißt das nicht, dass sich der Verbraucher in der gleichen Geschwindigkeit genauso schnell entwickelt“, so der Experte. Wir leben heute in einer Welt, die eine Fülle von smarten Handels- und Food-Konzepten bietet: Apps liefern Ernährungstipps, den Soundtrack zum Lieblings-Champagner oder ermitteln die Kaufrequenz. Die Flut an Daten und Informationen führe dabei zu einer Überforderung. Noch mehr Entscheidungen trügen zu Stress und Verunsicherung bei. „Das more is more“ führe zu einem Informationen-Overkill. Innovation liege vielmehr in der Reduktion von Komplexität. „Es geht um eine differenzierte Beurteilung innerhalb der Wertschöpfungsketten, und es geht darum, zu verstehen, wo digitalisierte Systeme Sinn machen können und wo nicht“, so der Experte abschließend. Sprich. Man muss gezielt wissen, was man mit der Datenflut erreichen will, und kann dann danach gezielt Innovationen konzipieren, die für den Kunden einen echten, nachvollziehbaren Nutzen haben.
Mit Schnelligkeit erfolgreich sein im Zeitalter der Digitalisierung
Digitalisierung bedeutet Veränderung und Chaos. Mit dieser Aussage leitete Prof. Dr. Tobias Kollmann, Inhaber des Lehrstuhls für E-Commerce und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen, seinen Vortrag zum Thema „Wie die digitale Transformation gelingt“ ein. Er stellte klar: Digitalisierung ist unmittelbar mit Schnelligkeit verbunden. “Wer als erster ein Kundenbedürfnis oder Kundenproblem digital erkennt, der kann auch als erster ein digitales oder reales Angebot machen. Oft gelingt dies als Plattform durch KM-Effekt.“ Allerdings dürfe man dabei die digitale Veränderung nicht als einen technischen Knopf verstehen, den man nur zu drücken braucht. Es gehe vielmehr um evolutionäre Köpfe für digitale Geschäftsprozesse und Modelle. Allerdings mangelt es nach Ansicht von Kollmann eben an Köpfen für die digitale Transformation in Mittelstand und Industrie. Er rief dazu auf, das digitale Zeitalter aktiv zu gestalten. Hierfür bedarf es nach seiner Meinung vor allem einzigartiger Leadership in den Führungsetagen, denn Digitalisierung bedeutet schnelles Wachstum. Neben dem Ausbau von digitalen Leitplanken sowie den Ausbau von digitalen Plattformen im Netz gelte es, Daten als Grundlage für die Wirtschaft zu akzeptieren.
Abschließend appellierte Franz-Friedrich Müller mit dem Zitat von Niccoló Machiavelli „Die beste Methode, um Informationen zu bekommen, ist die, selbst welche zu geben“ an die Teilnehmer, die Chancen der Digitalisierung gemeinsam in Angriff zu nehmen.